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Karrieristen des Teufels

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Die Teufelsaustreibung in Mitteleuropa geht immer weiter und weiter. Junge, ehrgeizige Aspiranten der historischen Wissenschaften haben längst erkannt, daß dies der sicherste und bequemste Weg ist, um hierzulande akademische Würden und einen schönen Job zu erlangen. So durchwühlen sie denn unermüdlich die Archive, um irgend etwas „Belastendes“ über vergangene Berühmtheiten aus Politik und Geistesleben zu entdecken, „antisemitische“ Zungenschläge etwa, Mitläufergesten aus der Zeit des Nationalsozialismus.

Jetzt hat es den einst hochberühmten Bürgermeister von Wien, Karl Lueger (1844–1910), und den kaum weniger berühmten Reformpädagogen der zwanziger Jahre, Peter Petersen (1884–1952), erwischt. Ihre Denkmäler sollen weggeräumt oder „umgewidmet“, die nach ihnen benannten Straßen, Plätze und Schulen umbenannt werden. Vor allem Wien steht eine schier wahnwitzige Umbenennerei ins Haus.

Nach Karl Lueger ist ein Teil des Wiener Rings benannt, und zwar just der, an dem das Burgtheater, das Rathaus und die Universität liegen. Sein Denkmal von 1926 thront am Dr.-Karl-Lueger-Platz im ersten Bezirk. Es gibt eine Dr.-Karl-Lueger-Gedächtniskirche (die frühere, höchst stattliche Borromäuskirche), und auch auf den Altarbildern anderer Wiener Kirchen ist er zu sehen. Es gibt Volkslieder über ihn, Schauspiele und Filme; in letzeren spielen solche Zelebritäten wie Rudolf Forster, Hans Moser, Lil Dagover.

Was Lueger für die populäre Erinnerung ist oder war, war Peter Petersen für die wissenschaftliche. Er gilt als der Reformpädagoge der Weimarer Republik, man nannte ihn „den Weimarer Pestalozzi“. Nach der Wende wurde der Karl-Marx-Platz in Jena, wo Petersen lange Professor war, in Peter-Petersen-Platz umbenannt. Nach entsprechenden „Enthüllungen“ soll er jetzt wieder „rückbenannt“ werden.

Über den Karat der „Enthüllungen“ braucht kein Wort verloren zu werden. Es sind aus dem jeweiligen Zusammenhang herausgerissene Redefetzen, nachträglich in wüstester Weise mit aktuellem Denunziationsjargon ummantelt und aufgeladen, eine durch und durch verächtliche Sache. Von Teufelsaustreibung zu sprechen, ist an sich noch geschmeichelt. „Karrieristen-Dünnschiß“ wäre die genauere Bezeichnung.

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