Bereits im vergangenen Jahr hat die Commerzbank das Rettungspaket der Bundesregierung in Anspruch genommen und 8,2 Milliarden Euro frisches Kapital sowie Staatsgarantien über 15 Milliarden Euro erhalten. Nun mußte sie, offenbar um den Zusammenbruch angesichts der kostspieligen Übernahme der Dresdner Bank zu vermeiden, nochmals in Berlin die Hand aufhalten. Der Preis, den sie für eine neuerliche Finanzspritze in Höhe von 10 Milliarden Euro zu zahlen hat, ist die Beteiligung des Bundes mit einer Sperrminorität von 25 Prozent plus einer Aktie. Für alle strategischen Entscheidungen der Commerzbank ist somit fortan die Zustimmung der öffentlichen Hand erforderlich, die dem Vernehmen nach durch zwei Staatssekretäre im Aufsichtsrat repräsentiert sein wird. Auf den ersten Blick könnte der Eindruck entstehen, daß die Bundesregierung hier klammheimlich Ideen der Linken aufgreift, die unabhängig von der aktuellen Krise stets einer Verstaatlichung des Finanzsektors das Wort geredet hat. Eine derartige Beurteilung ist jedoch unsachgemäß. Anders als es der Linken vorschwebt, zielt der Einstieg des Bundes in die Commerzbank nicht auf einen Ausstieg aus der Marktwirtschaft und die Unterstellung des freien Spiels der Kräfte unter demokratische Lenkung mittels des Staates. Auch sind Aspekte der Verteilungsgerechtigkeit bestenfalls sekundär, da es in erster Linie darum geht, die Unternehmen in die Lage zu versetzen, wieder angemessene Profite zu erzielen. Das Engagement der Bundesregierung ist vielmehr als Ausdruck eines der Krise gemäßen Rollenverständnisses zu verstehen: Der Staat kann sich nicht darauf beschränken, die politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen für die Marktwirtschaft bereitzustellen. Er muß als Versicherung und Beteiligungsgesellschaft unmittelbar ins ökonomische Geschehen eingreifen. Als Investor kommt er dabei genau zum richtigen Zeitpunkt, da die Aktienkurse in den Keller gerutscht sind und nicht wenige Unternehmen unterdessen als unterbewertet gelten. Geht es mit der Konjunktur und damit auch an den Börsen dank seines Wirkens wieder aufwärts, könnte der Staat die Vermögensverluste der vergangenen Jahre, die er durch den Verkauf von Tafelsilber zur Haushaltskonsolidierung hinnehmen mußte, durch Schnäppchenkäufe zur rechten Zeit schon bald mehr als nur kompensiert haben. Das Vorurteil, daß es ihm im Vergleich zu privaten Investoren für den Aufbau eines perspektivreichen Portfolios womöglich an Sachverstand mangele, dürfte heute ausgeräumt sein.