Und wieder um eine Illusion ärmer: Tee aus Ginkgo-Blättern ist schädlich! Die Bundesvereinigung deutscher Apothekerverbände (ABDA) schlägt Alarm. Ginkgo-Teemischungen aus Drogerien und Supermärkten, so zeigt eine Studie des Zentrallabors deutscher Apotheker in Eschborn, enthalten zu große Mengen an Ginkgolsäuren und können zu bösen Allergien führen. Ihre angeblich heilsamen, den Blutkreislauf kräftigenden, Alzheimer hemmenden, liebesbereit machenden Wirkungen seien hingegen nur eingebildet, seien völlig unbewiesen, trotz gegenteiliger Auskünfte in uralten chinesischen Medizinschwarten. Achtung, Ginkgo! Große Enttäuschung bei allen Naturfreunden. Denn der Ginkgo (lat. ginkgo biloba) ist der älteste noch lebende Baum der Welt, in Ostasien beheimatet und erst im 18. Jahrhundert nach Europa gebracht. Er ist ein Wunder an Widerstandskraft, Überlebenskunst und Schädlingsresistenz. Sein rundes Blatt ist von oben tief eingekerbt, so als wären da zwei Blätter in unendlicher Zuneigung zusammengewachsen, und deshalb gilt der Gingko als Symbol unverbrüchlicher Liebe. Goethe hat ihm 1815 eines seiner berühmtesten Gedichte gewidmet, das hier im vollen Wortlaut zitiert sei: „Dieses Baums Blatt, der von Osten / Meinem Garten anvertraut, / Gibt geheimen Sinn zu kosten, / Wies den Wissenden erbaut. // Ist es ein lebendig Wesen, / Das sich in sich selbst getrennt? / Sind es zwei, die sich erlesen, / Daß man sie als eines kennt? // Solche Fragen zu erwidern, / Fand ich wohl den rechten Sinn. / Fühlst du nicht an meinen Liedern, / Daß ich eins und doppelt bin?“ Marianne von Willemer, Goethes „Suleika“, Muse und Mitarbeiterin am „West-östlichen Divan“, war die Adressatin der Strophen. Sie erwiderte auch, etwas amüsiert und distanziert. Der Vers „Daß ich eins und doppelt bin“ wurde sprichwörtlich im deutschen Geistesleben und hat kräftig auch zum heilkundlichen Ansehen des Ginkgo-Baums beigetragen. Ginkgo-Tee war Liebeselixier und Weisheitstrunk in einem, eine unvergleichliche Mixtur und sogar wohlschmeckend. Man nahm ihn ein als Medizin und konsumierte ihn fröhlich als Genußmittel. Vorbei, vorbei.