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Marc Jongen, ESN Fraktion

Lehren aus der Geschichte

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Wer von der Geschichte auf geradezu atemberaubende Weise begünstigt wird wie augenscheinlich Polens Außenminister Radoslaw Sikorski, kann irgendwann den Bezugsrahmen verlieren. Doch eine Vertreibung aus dem Paradies der jüngsten Geschichte scheint in der Vertretung der Europäischen Kommission Unter den Linden noch in weiter Ferne. Dort wurde am vergangenen Freitag — unter der Schirmherrschaft des EU-Parlaments — dem europäischen „Doppelgedächtnis“ nachgegangen. In der Debattenreihe, die von der Gesellschaft zur Förderung der Kultur im erweiterten Europa ausgerichtet wird, geht es um die getrennten Erinnerungen im vereinten Europa, genauer: deren Überwindung. Denn so das vielbeschworene Europäische Haus ein Ergebnis der Lehren aus der Historie ist, muß sich das entsprechende Geschichtsbild auch im Fundament widerspiegeln. Als ersten Schritt hierzu sieht Sikorski die Gemeinschaftsprojekte eines deutsch-französischen und eines deutsch-polnischen Geschichtsbuchs. Deutsche und Polen sollen denn auch vorangehen, um als erste ein „gemeinsames Gedächtnis“ zu bilden. Doch das hat seine Tücken. Immerhin irrt, wer aufgrund des Namens eine familiäre Kontinuität polnischer Geschichte vermutet. Denn mit dem einstigen nationalistischen Ministerpräsidenten und Chef der polnischen Exilregierung Władysław Sikorski (1939 bis 1943, siehe auch Seite 20 dieser Ausgabe) ist der aktuelle Außenminister nicht verwandt. Gleichwohl lassen seine antideutschen Reflexe auf eine gewisse Nähe schließen: Die geplante deutsch-russische Ostsee-Pipeline verglich er unlängst mit dem Hitler-Stalin-Pakt. Wegen der kürzlich in Springers Welt veröffentlichten Formulierung vom „polnischen Konzentrationslager“ hat Sikorski — der auch einen direkten Draht zu Donald Rumsfeld pflegte — mit Israel eine neue Sprachregelung gefunden. Künftig werde es nur noch „Nazi-KZ Auschwitz“ heißen. Auch wäre es ihm lieber, wenn in Berlin kein Zentrum gegen Vertreibungen entstünde. Am schlimmsten sei „Herr“ Steinbach (O-Ton Simultanübersetzung). Da „in Polen geboren“, könne die BdV-Vorsitzende schlicht „keine Vertriebene“ sein. Beruhigt habe ihn aber der deutsche Außenminister Steinmeier, dem zufolge es sich um kein Museum, sondern nur um eine Ausstellung handeln werde. — Lakonisch kommentierte ein altgedienter Diplomat das polnische Selbstbewußtsein: „Wenigstens wollen sie diesmal nicht in Deutschland einmarschieren.“

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