Sieben Jahre nach seinem großen Erfolgsroman „Verdammt in alle Ewigkeit“ erschien 1958 James Jones düsteres Verliererporträt „Some Came Running“ (dt. Die Entwurzelten). Noch im gleichen Jahr wurde der Stoff von Vincente Minelli verfilmt. Minelli, der bis dahin vor allem mit Komödien („Ein Amerikaner in Paris“, „Vater der Braut“) Erfolge gefeiert hatte, gelang es in einer sorgfältigen Inszenierung und Charakterzeichnung, den breit angelegten Roman sicher in den Griff zu bekommen, ohne sich dabei allzu sehr auf die Metaphysik des Melodram-Genres einzulassen, die mal larmoyant, mal zynisch und manchmal einfach nur wahrhaftig ist. „Some Came Running“ ist hingegen geprägt von einer rat- und hoffnungslosen Gesellschaftskritik, aber gleichzeitig auch von bitterer Anteilnahme. Die Geschichte beginnt mit der Heimkehr des Ex-GIs Dave Hirsh (Frank Sinatra) nach Parkman, einer spießigen Kleinstadt in Illinois. Dave ist ein gescheiterter Schriftsteller, der nach zwei Büchern nicht mehr schreiben kann, dafür aber lieber durch die Bars zieht. In seinem Gepäck hat er außer ein paar Klassikern von Steinbeck, Hemingway und Thomas Wolfe noch Ginny (Shirley MacLaine), ein whiskeygetränktes Flittchen, das ihm wie ein Klotz am Bein hängt. In der Familie seines angesehenen Bruders Frank (Arthur Kennedy) wirkt Dave wie ein Fremdkörper, doch mit dem feinen Gespür des Außenseiters erkennt er schon bald, daß die heile Welt nur Fassade ist. Dave verliebt sich in die kühle Literaturdozentin Gwen French (Martha Hyer), aber Gwen kann seine Liebe nicht erwidern, weil sie die Gesellschaft, mit der Dave sich umgibt, zutiefst verachtet. Und Dave, der nicht mehr Fuß fassen kann in der stickigen und verlogenen Atmosphäre des Kleinstadtlebens und statt dessen mit dem Berufsspieler Bama Dillert (Dean Martin in der besten Rolle seines Lebens), der niemals seinen Hut abnimmt, seine Zeit in Kneipen und beim Pokern verbringt, erkennt viel zu spät, wie sehr ihn Ginny, die kleine Provinzdirne mit dem reinen Herzen, liebt „Some Came Running“ erzählt herzergreifend von der Bedingungslosigkeit der Liebe und von der Maßlosigkeit der Gefühle, gegen die man sich auch mit einem Übermaß an Ironie und Distanz nicht wappnen kann. Am Ende, wenn Dean Martin zum ersten und einzigen Mal seinen Hut abnimmt, um Ginny die letzte Ehre zu erweisen, hat zwar die gesellschaftliche Moral über die Liebe und die Unschuld gesiegt, doch die Sehnsucht nach Erlösung wird weiter existieren. DVD: Verdammt sind sie alle, Warner 2008, Laufzeit: 130 Minuten