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Bernd Zimniok, Demografie, Massenmigration

„Dallas“ auf Schwanenwerder

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„Dallas“ auf Schwanenwerder

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Die Villa „Tranquilitati“ auf Schwanenwerder: Die kleine, feine Insel im Berliner Wannsee war schon vor dem Zweiten Weltkrieg eine erholsame Nobeloase vor den Toren der hektischen Reichshauptstadt. Joseph Goebbels wohnte hier, Rüstungsminister Albert Speer, Hitlers Leibarzt Theo Morrell und Flieger-As Ernst Udet.

Nach dem Krieg legte sich der legendäre Verleger und Zeitungszar Axel Springer (Bild, Welt) dort ein standesgemäßes Domizil zu: einen Bungalow, der zum größten Teil aus Glas bestand, mit einem riesigen Wohnzimmer. Der Tycoon und Patriot starb am 22. September 1985.

Knapp sechs Wochen später versammelte sich in „Tranquilitati“ eine illustre Erben-Versammlung: die Witwe Friede Springer, Testamentsvollstrecker Bernhard Servatius („Serva“), ein wortgewaltiger Jurist; die Springer-Kinder Nicolaus und Barbara. Ferner die Enkel Ariane und Axel Sven („Aggi“).

Letzterer, damals 19, war am Vorabend aus seinem Schweizer Eliteinternat eingeflogen worden. Nur wenige Stunden danach verließ Axel Sven die Villa seines verstorbenen Großvaters wieder – um 240 Millionen Mark und eine wichtige Rolle im Verlag ärmer.

„Tranquilitas“ (aus dem Lateinischen) heißt  „Gemütsruhe“. Doch der Name der Villa ist kein Programm mehr. Im Gegenteil: Im Hause Springer liegen die Nerven blank. Denn Aggi hat vor Gericht einen Erbfolgekrieg angezettelt. Seine Anwälte sprechen von einer der „größten und verwerflichsten Betrugsgeschichten, die in den letzten Jahrzehnten in einer Familiendynastie abliefen“.

Der Prozeß „Springer gegen Springer“ (Aktenzeichen: 2 U 35/04) vor dem Hamburger Oberlandesgericht könnte das ganze Machtgefüge in dem Imperium durcheinanderbringen.

<---newpage---> „Tatsächlicher letzter Wille“ wird zur Überraschung

Zurück auf Schwanenwerder. Es ist Donnerstag, der 31. Oktober 1985. Um acht Uhr morgens eröffnet Servatius den Erben das Testament, das bisher noch keiner gesehen hat. Friede werden 50 Prozent der Verlagsanteile vermacht, Axel Sven 25 und Barbara die restlichen 25 Prozent. Nicolaus und Ariane sollen leer ausgehen.

Dann die Überraschung: Das sei aber gar nicht der „tatsächlich letzte Wille“ von Axel Springer gewesen, so Servatius. Der Verleger habe vor seinem Tode anders verfügt. Er habe es aber nicht mehr geschafft, diese neue Erklärung in eine rechtsgültige Fassung zu bringen, weil er zu schwach gewesen sei – so wird der Runde suggeriert.

Serva präsentiert die neue Version mit den drastisch modifizierten Erbquoten: Danach sind 70 Prozent für Friede, je 10 Prozent für Barbara und Nicolaus und je 5 Prozent für Aggi und Ariane vorgesehen.

Ein happiger Verlust für den Enkel Axel Sven also. Kinder und Enkelkinder akzeptieren einstimmig den „tatsächlichen“ Willen ihres Vaters und Großvaters – auch ohne seine Signatur. Gleich ist auch ein Notar zur Stelle, der die Vereinbarung noch vor dem Mittagessen beurkundet.

„Vor allem Axel Sven war mit der Situation seinerzeit überfordert“, schrieb unlängst das Manager-Magazin. Er war jung, litt unter den Folgen einer Entführung, die erst wenige Monate zurücklag. Im Januar war er in der Schweiz von vier  Erpressern gekidnappt worden, lag 20 Stunden im Kofferraum eines Cadillac. Auf Schwanenwerder war niemand an seiner Seite, der ihn bei dieser immensen Bedeutung des Treffens hätte beraten können. Vor allem kein rechtlicher Beistand. Sein Vater, Springers Sohn Axel junior, hatte sich 1980 auf einer Parkbank in Hamburg erschossen. Seine Mutter in München war erst gar nicht eingeladen worden.

<---newpage---> Springer hatte reichlich Gelegenheit für ein neues Testament

Jahre später fing Axel Sven, gelernter Journalist, dann an zu recherchieren, was während der letzten Wochen im Leben seines Großvaters wirklich passiert war. Die Dinge, auf die er stieß, festigten seinen Eindruck, daß er damals auf Schwanenwerder getäuscht worden ist. Krank, sehr krank soll der Zeitungsmogul zum Schluß gewesen sein. Deswegen habe er sich nicht mehr um die Neufassung des Testamentes kümmern können.

Für Springer-Enkel Aggi ist das nicht glaubhaft. Denn noch in den letzten Wochen empfing Springer mehrfach Besuch von Notaren, die andere Rechtsvorgänge beurkundeten (zum Beispiel Änderungen im Ehevertrag mit Friede). Er hätte also reichlich Gelegenheit für ein neues Testament gehabt.

Und er hätte es sogar auch noch selbst verfassen können. Soviel Kraft hatte er wohl noch. Denn wenige Tage vor seinem Tod schrieb Springer noch einen Geburtstagsgruß an seinen Freund, den Boxer Max Schmeling. Dieser handschriftliche Brief ist doppelt so lang wie der Wortlaut der neuen Erbregelung …

Vor Gericht sagte Aggi aus, wie unbedarft, wie gutgläubig er damals war – insbesondere Bernhard Servatius gegenüber: „Er war schon der Testamentsvollstrecker meines Vaters, ein enger Vertrauter meines Großvaters. Und er hat für meinen Großvater die Verhandlungen geführt, als ich entführt wurde. Er fungierte auch als Geldbote.“ Und Ariane gab preis, daß sie sich eines Verzichts seitens ihres Bruders gar nicht bewußt gewesen sei. „Es wurde ja alles ganz neu gemacht.“ Für Servatius war allerdings alles ordnungsgemäß gelaufen.

<---newpage---> Mindestlohn als vergifteter Adventsapfel

Das OLG Hamburg will am 22. Januar entscheiden. Bekommt Aggi recht, müßte die Verlegerwitwe ihm einen Großteil der Anteile übertragen. Das schlimmste Szenario ist aber: Die Richter kommen zu der Auffassung, daß die Konzernmatriarchin sich nicht an Springers Testament gehalten hat. Dann hätte sie den Anspruch auf jegliches Erbe verwirkt.

Doch das ist nicht der einzige Ärger für die Grande Dame der deutschen Medienwelt und ihren Vorstandsvorsitzenden Mathias Döpfner. Bundeskanzlerin Angela Merkel drückte ihrer Freundin Friede Ende vorigen Jahres einen vergifteten Adventsapfel in die Hand – den Mindestlohn. Folge: Das Standbein Pin AG, die Privatpost, mit der der Verlag groß durchstarten wollte und darin schon eine halbe Milliarde Euro investiert hatte, rechnet sich nicht mehr.

Matthias Döpfner, bekannt als kultivierter Ästhet, verlor fast die Contenance, als er all diese schrillen Moll-Akkorde hören mußte. Einen „Wüterich“ nannte daraufhin die FAZ den promovierten Musikwissenschaftler … Fortsetzung folgt.

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