Angefangen hat er als Reporter und Hörspielautor, berühmt als deutscher Großschriftsteller wurde er durch seine Erzählungen und Romane, nur als Lyriker ist Martin Walser bislang nicht sonderlich in Erscheinung getreten. Bislang – denn jetzt, zu seinem achtzigsten Geburtstag (JF 13/07), legt er einen Band mit Gedichten vor. Unter dem Titel „Das geschundene Tier“ hat Walser darin 39 „Balladen vom täglichen Leben mit dem Schmerz“ versammelt, geschrieben „nach 1998“, wie im Klappentext ausdrücklich vermerkt ist. In diesem Jahr hielt Walser seine denkwürdige Paulskirchenrede über die Instrumentalisierung von Auschwitz. Die Reaktionen darauf wie auch die auf seinen zu Unrecht als „antisemitisch“ gescholtenen Roman „Tod eines Kritikers“ (2002) müssen ihm tiefe Verletzungen zugefügt haben: Verletzungen, die sich als Subtext nun auch aus seinen Gedichten herauslesen lassen. Martin Walser: Das geschundene Tier. Neununddreißig Balladen. Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg 2007, gebunden, 42 Seiten, 16,90 Euro