Der Ort könnte trefflicher nicht sein: im legendären Vergnügungstempel Admiralspalast, der mit einem langweiligen Dreigroschen-Opfer unter Klaus Maria Brandauers Regie letzten August nach zehnjährigem Leerstand wiedereröffnet hatte. Ebenda am Bahnhof Friedrichstraße, wo die Trennlinie zwischen West und Ost verlief, trifft sich nach fünfzehnjähriger Trennung das erste gesamtdeutsche Komiker-Trio wieder. Bauarbeiten wollen es, daß die mit viel Aplomb angekündigte Preview von „Triple Espresso“, einem aus Amerika kommenden Erfolgsstück, ersatzweise im Foyer stattfindet. Dabei ist es unfreiwillige Programmatik: steht diese Räumlichkeit doch metaphorisch für das im wörtlichen Sinn utopische Antichambrieren dieser drei gescheiterten Showmaster. Regisseur Karsten Kaie, bislang als Kabarettist, Komiker und Schauspieler hervorgetreten, hat das englischsprachige Original, das über zwei Millionen Besucher anlockte, auf deutsche Verhältnisse übertragen. Das mit einiger Spannung erwartete Ost-West-Gemenge der Protagonisten spielt derweil inhaltlich nicht wirklich eine Rolle. Es ist lediglich Stichwortgeber für fiktive Stationen, anhand derer das Scheitern der eigenen Bühnenkarriere noch einmal rekapituliert wird, zum Beispiel die als Flop oder Peinlichkeit endenden Auftritte im letzten „Kessel Buntes“ oder in „Wetten, daß …“. Die „drei Loooser in der Show ihres Lebens“, so der mit den Null-Vokalen spielende Untertitel des Stücks, begeben sich auf eine zwischen Varietè, Comedy und Klaviersoli angesiedelte Reise in ihre Vergangenheit, die erkennbar dem bekannten psychoanalytischen Muster folgt: Erinnern, Wiederholen, Durcharbeiten. Der Freudsche Versprecher „Zwangsvorstellung“ (statt „Zwangsvollstreckung“) scheint angesichts dessen folgerichtig. Sieht man zunächst drei bedauernswerte Typen, die sich permanent produzieren müssen, um sich zu beweisen, so bröckelt im Verlauf des Abends die vorgeschützte Fassade. Hinter den aufgesetzten Masken tritt der Mensch als Mängelwesen (Gehlen) hervor – dies jedoch in teils berückender Virtuosität. Da sind der Stoiker und tiefststapelnde Zauberkünstler Bert Rex (Mitteldeutschland), der als grandioser Schattenspieler agierende Detlef Winterberg (West-Berlin) und der aus Ost-Berlin stammende Musiker Michael Sens, der als hauptsächlicher Conferencier durch das Programm führt. Zweifelloser Höhepunkt ist sein Parforceritt am Flügel, in dem er das Fußballendspiel im „Cup der toten Tonsetzer“ entfaltet: Die Kompositionen verschiedenster Klassiker werden in aberwitzigem Tempo ineinandergeschachtelt. Wenn sich Scheitern so selbstbewußt und zugleich versöhnlich vollzieht wie hier, dürfte die Bar „Triple Espresso“ eigentlich immer gut besucht sein. Die Premiere im Admiralspalast, Friedrichstr. 101/102, findet am 24. Januar um 20 Uhr statt. Weitere Vorstellungen: 25. bis 28. Januar sowie 27. Februar bis 4. März. Telefon: 030 / 32 53 31 30, Internet: www.tripleespresso.de