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Emphase

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Claude Goretta gehört zu jenen Filmregisseuren, deren Werk einen relativ geschlossenen Kosmos darstellt. Bei all seiner Variationsbreite und Innovationskraft ist es durch Konstanten gekennzeichnet, die letzten Endes in der Weltsicht seines Schöpfers, in seinem von Sympathie und Emphase bestimmten Blick auf Menschen und Dinge begründet sind. Mit Recht gilt er als der handwerklich erfahrenste und versierteste Regisseur der Genfer Gruppe um Alain Tanner und Michel Soutter, die in den siebziger Jahren den "Neuen Schweizer Film" kreierte. Sich selbst sah er in der Tradition der französischen auteurs Jean Renoir und Jean Vigo.

Sieht man heute eines seiner Hauptwerke "Le Dentelliére" (Die Spitzenklöpplerin, 1977) auf DVD wieder, dann begreift man, daß Gorettas Kunst des Porträts hier einen Höhepunkt erreichte hat. In ruhigen Bildern erzählt er die Geschichte der Liebe der jungen Pariser Friseuse Pomme (Isabelle Huppert) zu einem Philosophiestudenten. Doch François (Yves Beneyton) ist ein verkniffen-linksradikaler Intellektueller aus bürgerlichem Elternhaus, dessen Oberflächlichkeit nur noch von seiner Gefühlsarmut übertroffen wird. Für das aus einfachen Verhältnissen stammende Mädchen ist er ihre erste große Liebe, und so hängt sie zunächst ehrfurchtsvoll an seinen Lippen, ohne jedoch das pseudointellektuelle Gerede zu verstehen. Selbst als sie durch ihn mehr und mehr in ihrer Persönlichkeitsentfaltung gehemmt wird, als François sie wegen ihres Unvermögens, sich sprachlich in einer ihm genehmen Form auszudrücken, vor seinen Freunden lächerlich macht, liebt sie ihn mit jugendlicher Reinheit.

Der Regisseur trauert um seine Heldin

Gorettas Trauer über das langsame Zerbrechen seiner jungen Protagonistin manifestiert sich in nahezu jeder Einstellung, deren optischer Reichtum von einer melancholischen Grundstimmung durchzogen wird. Quälend lang ist der selbstgerechte Abschiedsmonolog, mit dem François Pomme schließlich vor die Tür setzt. Anders als der jungen Bauzeichnerin in Gorettas "La Provinciale" (Die Verweigerung, 1980), die aus der Provinz nach Paris kommt und dort auf eine Gefühlskälte stößt, die ihr das Atmen schwer macht, aber letztlich doch die Kraft aufbringt, wegzugehen, bleibt Pomme, der "Spitzenklöpplerin", der anrührendsten Gestalt in der Porträtgalerie der "Menschen, die kein Rendezvous mit der Geschichte haben" (Goretta), als letzter Ausweg nur die Flucht in eine seelische Krankheit.

Hervorragend fotografiert (Jean Boffety), ist "Die Spitzenklöpplerin" eine außergewöhnlich eindringliche und subtile Parteinahme für all jene, die an den gesellschaftlich geforderten Normen zu zerbrechen drohen. Vor allem aber ist er Isabelle Hupperts Film, deren schönes Gesicht die Wandlung von unerschütterlicher, jungmädchenhafter Liebe zu Stummheit und abgründiger Verzweiflung in einer Weise ausdrückt, die auch nach dreißig Jahren noch zu erschüttern vermag.

Als Extras enthält die DVD Trailer, eine Biographie Isabelle Hupperts und Interviews.

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