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Als die Bilder klingen lernten

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Er war bislang das letzte Wunderkind der Musik. Erich Wolfgang Korngold, geboren am 29. Mai 1897 in Brünn, begann bereits im Alter von sechs Jahren zu komponieren. Als noch nicht Zehnjähriger kam er zu Alexander Zemlinsky in die Lehre, und 1908 schuf er sein abendfüllendes Ballett „Der Schneemann“, das zwei Jahre später in Wien unter ungeheurem Jubel erstaufgeführt wurde. Das Phänomen „der kleine Korngold“, wie man sagte, war geboren. Kurze Zeit später folgte die phantastische „Schauspielouvertüre“ und eine großangelegte „Sinfonietta“, die unter Arthur Nikisch in Berlin uraufgeführt wurden. Der Ruhm des jungen Genies drang schnell auch nach Amerika. Neben anderen Schöpfungen entstanden erste Opern: „Der Ring des Polykrates“, von Richard Strauss hochgeschätzt, und 1916 „Violanta“, die Korngold in die erste Reihe der zeitgenössischen Dramatiker setzten. Weltruf erlangte er aber mit „Die tote Stadt“ (1921), nach einem symbolistischen Sujet des flämischen Dichters Georges Rodenbach, „Das tote Brügge“. Sein langjähriger Freund Max Reinhardt, der 1934 in Hollywood den „Sommernachtstraum“ verfilmte, bat ihn hierzu um die filmszenische Einrichtung der zugehörigen Mendelssohnschen Schauspielmusik. Dieses Projekt fand zunächst solchen Anklang, daß Korngold für Warner Brothers großangelegte Filmpartituren schuf. „Captain Blood“ und „Robin Hood“, beide mit Errol Flynn (1935 bzw. 1938), mögen die bekanntesten sein. Korngold führte Leitmotive ein, wie er überhaupt in allen seinen Filmmusiken symphonisch verfuhr. Dabei entstand etwas ganz Neues. Er begründete eine Gattung, die es vor ihm nicht gegeben hat. Seine Filmmusiken sah er selbst als „Opern ohne Worte“. Im Februar 1938 siedelte er endgültig in die USA über, wo er eine erhebliche Anzahl weiterer Filmkompositionen schuf, unter anderem für „Juarez“, „The Prince and the Pauper“ oder „Anthony Adverse“. Der typische Hollywood-Sound melodramatischer Filmmusiken ist letztendlich Korngolds Erfindung. 1949 kehrte Korngold nach Wien zurück, mußte allerdings alsbald feststellen, daß er an seine früheren Erfolge nicht mehr anknüpfen konnte und daß man ihm in Wien teilweise recht seltsam begegnete: „Jessas, der Herr Professor Korngold. Wie lang bleibn’s denn? Wenn foahrn’s denn wieder hoam?“ Die Uraufführung seiner schon 1938 fertiggestellten Oper „Die Kathrin“ war weniger als nur ein Achtungserfolg, andere Konzerte mit Aufführungen seiner Werke waren schlecht besucht, so daß er resignierend feststellte: „Ich bin vergessen“ und sich zur Rückkehr nach Hollywood entschloß. Dort entstand 1952 seine größte Instrumentalkomposition, die „Symphonie in Fis“, ein tief resigniertes und freudloses Stück, das der Dirigent Dimitri Mitropoulos für das „ideale moderne Werk“ hielt. Bald darauf verstummte Korngold. Ein seit langem schwelendes Herzleiden trat immer stärker hervor. Trotzdem machte er sich 1954 noch einmal nach Europa auf. In München sollte die „Tote Stadt“ neu herauskommen. Die Aufführung gestaltete sich zu einem triumphalen, einem letzten Publikumserfolg, doch die Kritiker zerrissen das Werk. Er sah keine Möglichkeit eines erfolgreichen Comeback mehr und begab sich nach Hollywood zurück, wo er seine letzten Monate in stiller Zurückgezogenheit verbrachte. Eine Gehirnthrombose setzte seinem Leben am 29. November 1957 ein Ende. Die Musikkritik im Europa der Nachkriegszeit nahm Korngold vordergründig übel, daß er sich als Opernkomponist in die Niederungen der Filmmusik begeben hat; daß er auch sehr oft Themen aus den Filmkompositionen für seine „ernsten“ Werke, wie beispielsweise für das Violinkonzert op.35 oder die Symphonie op. 40 verwendete. Erst 1978 leitete eine Plattenaufnahme mit Filmmusiken eine langsame Korngold-Renaissance ein. Inzwischen gibt es Aufnahmen fast aller seiner Werke, und die „Tote Stadt“ ist wieder ein Repertoirewerk geworden. Korngolds Stil wurde oft als „Strauss plus Puccini“ bezeichnet, aber das trifft es nicht, denn er ist einfach nur „Korngoldisch“. Korngolds Tonsprache ist originär, sein Stil, auch bei den Filmmusiken, mit dem keines anderen Komponisten zu verwechseln. Blühende, schwelgerische Melodik, eine ungemein koloristische Harmonik verbunden mit differenziertester Kenntnis der Instrumentation zeichnen diesen Stil aus. Korngold hat keine kompositorische Entwicklung durchgemacht, so daß man auf ihn das Wort von einem „Komponisten, der als Genie begann und als Talent endete“ wiederholt böswillig anwendete. Vielleicht spielten auch alte antisemitische Vorbehalte aus den zwanziger und dreißiger Jahren später immer noch eine Rolle, nach denen Korngold dem „Klischee des genialischen, aber nie zu Tieferem vordringenden jüdischen Künstlers“ (Burkhard Schmilgun) entsprach – ähnlich, wie man es Mendelssohn vorwarf – und letztlich Opfer dieses Klischees bleiben sollte, auch darin Mendelssohn verwandt. Hörtips zu Korngold: Schauspiel-Ouvertüre, op. 4 (grandios, von überschäumendem Schwung, entfernt dem Don Juan von Richard Strauss verwandt); Lied der Marietta aus „Die tote Stadt“ (überschwenglichste, innige Melodik); Symphonie in Fis, op. 40 (eine der bedeutendsten Symphonien der Nachkriegszeit, leider völlig unbekannt geblieben)

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