Nach dem frühen Ausscheiden von Bayern München und Werder Bremen in der Champions League darf die Nationalmannschaft wieder auf eine mildere Behandlung durch die Öffentlichkeit hoffen. Auch der mit Alt-Stars aus Brasilien, Frankreich, den Niederlanden und vielen anderen Nationen besetzte und um großspurige Ziele nie verlegene Rekordmeister ging auf italienischem Boden mit 1:4 sang- und klanglos unter. Da wird der DFB-Auswahl, die bloß aus Bundesliga-Ergänzungsspielern und formschwachen Leitwölfen aus Mannschaften ohne internationale Ambitionen bunt zusammengewürfelt ist, ein Schwächeln doch wohl erlaubt sein. Folgerichtig kehrt auch die Diskussion um Jürgen Klinsmann in sachliche Fahrwasser zurück. Man verlangt gar nicht mehr von ihm, daß er aus den besten Spielern mit deutschem Paß ein echtes Team formt und mit einer dem jeweiligen Gegner und dem Können der eigenen Mannen adäquaten Taktik in die Partien geht. Man will nur noch, daß er endlich das Relaxen am Pazifikstrand einstellt und die wenigen Wochen vor dem Anpfiff des Eröffnungsspieles in der alten Heimat verbringt, um durch positives Denken das Leid der Deutschen in der bangen Erwartung einer neuerlichen großen Blamage ein klein wenig zu lindern. Die Dauerpräsenz des DFB-Dreigestirns Klinsmann, Löw und Bierhoff in jedem zweiten TV-Werbespot allein vermag diesen Seelenbeistand nämlich nicht zu leisten. Immerhin müßte Jürgen Klinsmann bei einem etwas länger währendem Abschied von der Sonne nicht mehr befürchten, daß ihm die Zeit für Sponsorentermine durch politische Verpflichtungen beschnitten würde. Die Drohung, ihn vor den Sportausschuß des Deutschen Bundestages zitieren, damit er vor dessen gewählten Fachleuten sein Konzept offenlege, steht nicht mehr ernsthaft im Raum. Bundespolitiker, die bislang noch unbekannter waren als manche Nationalspieler, bevor sie erstmals von Klinsmann nominiert wurden, haben zwar die Chance ergriffen, auf einem populären Gebiet zu zeigen, daß sie die Nöte der Bürger teilen. Von den Millionen Fußballexperten in unserem Land werden sie hier aber bestenfalls als Gleiche unter Gleichen akzeptiert. Ernstzunehmen sind allein die Sorgen der Wirtschaft. Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag fürchtet einen Konjunkturdämpfer, falls das DFB-Team schon in der Vorrunde (Costa Rica! Polen! Ecuador!) ausscheiden sollte. Vorstellbar wäre aber genauso gut ein kurzfristiger Konsumrausch als Ersatzbefriedigung – etwa ein Run auf die neuen DVD-Editionen mit den großen Spielen der Vergangenheit. „Wir waren einmal wer“: Das allein ist es, was den deutschen Fußball-Fans niemand nehmen kann.