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Liebe als Haß, Haß als Liebe

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In Charles Vidors „Gilda“ (1946), einem Klassiker der „Schwarzen Serie“, dringt eine attraktive Frau in die Freundschaft zweier Männer ein, die der eine vergessen wollte und die ihn jetzt in ein zermürbendes psychologisches Duell verwickelt, bei dem sich Liebe durch Haß und Haß durch Liebe ausdrückt. Glenn Ford spielt diesen Johnny Farrell, der zur rechten Hand eines Casinobesitzers und Unterweltbosses aufsteigt und in dessen Luxusvilla seine frühere Geliebte wiedertrifft, mit einer Lakonie ohne Beispiel. Jenseits der klischeehaften Kriminalhandlung handelt „Gilda“ von den Gefühlen zwischen Mann und Frau, und wenn Ford und Rita Hayworth aufeinandertreffen, wird er fast zu einem philosophischen Essay über die Liebe und die in ihr – und nur in ihr – verkörperte Lebensutopie. In Fritz Langs „The Big Heat“ (1953) ist Ford der Polizeileutnant Bannion, der einem weitverzweigten Netz von Korruption auf die Spur kommt. Als seine Frau durch eine für ihn bestimmte Sprengladung getötet wird, nimmt er seinen Abschied, um den Gangstern mit deren eigenen Methoden das Handwerk zu legen und zugleich Rache üben zu können. Dabei wird er selbst beinahe zum Mörder. Fords intensives Spiel ist hier Schauspielkunst in höchster Konzentration. Neben Langs spezifischer Dramaturgie und Symbolik ist er es, der den Zuschauern ein Gefühl von Gewalttätigkeit, von Entwurzelung und Durchdringen vermittelt: Immer in Bewegung bis hin zum pessimistischen Schluß, steht Bannon, der Ex-Polizist, der für die Obrigkeit nur noch Verachtung übrig hat und das Gesetz nach seinen eigenen Vorstellungen auslegt, am Ende für die Konvergenz von Polizei und Kriminellen. Vielleicht war die Rolle des jungen Berufsschullehrers Richard Dadier, der in Richard Brooks‘ „Die Saat der Gewalt“ (1955) als Korea-Veteran voller Enthusiasmus seinen Dienst an der Schule eines New Yorker Armenviertels antritt, Glenn Fords beste. Glücklich aus dem Krieg heimgekehrt, muß er feststellen, daß in seiner neuen Klasse Gewalt und Kriminalität herrschen und die Schüler an seinem Unterricht völlig desinteressiert sind. Bereits an seinem ersten Arbeitstag kann er gerade noch die Vergewaltigung einer attraktiven Lehrerin durch einen Schüler verhindern. Doch erst als seine Frau durch den Terror der Jungen eine Fehlgeburt erleidet, ist die Geduld des Lehrers am Ende. Er stellt den Anführer in der Klasse. Ford verkörpert den von den Schlachtfeldern Koreas in den Dschungel der schwarzen Schiefertafeln Heimgekehrten mit einer Kompromißlosigkeit, die ihresgleichen sucht. Dennoch dauert es eine Weile, bis er versteht, daß es hier längst nicht mehr um Unterrichten oder Erziehen geht, um seinen offenbar in jeder Hinsicht unterprivilegierten Schülern etwas Vernünftiges beizubringen, sondern um Gewalt und Gegengewalt. „Die Saat der Gewalt“ beginnt und endet mit Bill Haleys „Rock around the Clock“, das zur Erkennungsmusik der damaligen Jugend wurde. Sieht man den Film heute, drängt sich der Vergleich zu aktuellen Geschehnissen recht schnell auf. Wie vieles ist in fünfzig Jahren anders geworden, wie wenig hat sich verändert! Glenn Ford, der am 1. Mai 1916 im kanadischen Quebec geboren wurde, filmte schon lange nicht mehr. Neben Richard Widmark und Kirk Douglas einer der letzten Veteranen der alten Hollywood-Garde, ist Glenn Ford am 30. August im Alter von 90 Jahren in Beverly Hills gestorben.

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