Fünfzehntausend Euro möchte Ralf Scheffler, der Betreiber des über Frankfurts Grenzen hinaus bekannten Musiklokals „Batschkapp“, von der Zeitschrift Focus als Schmerzensgeld haben. Die hatte ihn im Zuge der Berichterstattung zum Tode des Kabarettisten Matthias Beltz im April 2002 in einer Bildunterschrift als „passionierten Schläger“ der sogenannten „Putzgruppe“ bezeichnet. Die „Putzgruppe“ („Proletarische Union für Terror und Zerstörung“), eine militante, und wie der Name bereits sagt, der Gewalt keineswegs abgeneigte Vereinigung Frankfurter Spontis um Joseph Fischer, Daniel Cohn-Bendit, Johnny Klinke, Hans-Joachim Klein und andere Lichtgestalten, trat in den siebziger Jahren als steinewerfende Hausbesetzer und behelmte Politrocker ungut in Erscheinung. In der letzten Woche sollte nun Bundesaußenminister a.D. Fischer (57) dem Landgericht Rede und Antwort stehen, ob die Titulierung seines alten Kumpels Scheffler als „passionierter Schläger“ denn nun gerechtfertigt sei. Doch mit Fischers Antworten war es nicht allzu weit her, weder konnte er Auskunft darüber geben, was denn die „Putzgruppe“ eigentlich war und woher das Wort stammt, noch mochte er sich daran erinnern, seinen Ex-Genossen Scheffler jemals gewalttätig in Aktion gesehen zu haben. Das war zwar exakt deckungsgleich mit den Aussagen anderer „Zeugen“ wie Cohn-Bendits, des „Tigerpalast“-Chefs Klinke und des früheren hessischen Regierungssprechers und heutigen Botschafters Georg Dick, stand aber im Gegensatz zu Jutta Ditfurths Erinnerungen, die glaubwürdig berichtete, wie gewisse Herren in diversen Frankfurter Szene-Kneipen coram publico mit ihren Gewalttaten protzten. Alles alter Käse? Vielleicht, vielleicht auch nicht. Immerhin ist es aber irgendwie beruhigend, daß selbst bei gestandenen Stadt-Guerilleros und „Freiheitskämpfern“ (Johnny Klinke), wenn es darauf ankommt, letztlich doch die Mentalität des kleinen Gauners durchbricht. Und solche Leute wollten mal Revolution machen!
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