Die OECD hat einmal mehr einen Schwanengesang auf das deutsche Bildungswesen orchestriert. Unter der Begleitmusik eines Zitierkartells und angeführt von dem deutschen OECD-Statistiker Andreas Schleicher hätte man jetzt erneut vernehmen sollen: Deutschland falle weiter zurück, denn es habe mit einem Anteil von 20,6 Prozent zu wenig Akademiker. Falsch! Nicht Deutschland fällt zurück, sondern die OECD fällt mit ihrem Zahlenverständnis zurück. In der Pädagogik nennt man so etwas Dyskalkulie. Jedenfalls will es der OECD immer noch nicht in den Kopf, daß wir in Deutschland ein Berufsbildungssystem haben, das den Vergleich mit so mancher Hochschulausbildung anderer Länder nicht zu scheuen braucht. Beispiel: Krankenschwestern oder Kindergartenerzieherinnen schließen in Deutschland eine solide Berufsausbildung ab. In Finnland oder in den USA bekommen die dort gewiß nicht besser qualifizierten Kolleginnen dafür ein Hochschuldiplom. So einfach ist das. Aber es kommt noch dreister: Während sie Deutschland zum Absteiger deklariert, meint die OECD, China und Indien für rasante Bildungsfortschritte loben zu dürfen. China und Indien also trotz neunstelliger Analphabetenheere bereits vor Deutschland? Lassen wir die Kirche im Dorf! Deutschland hat keinen Grund zur permanenten Selbstbezichtigung in Sachen Bildung. Vielmehr sollte es sich aktiv darauf besinnen, was es früher einmal zu einer der führenden Bildungsnationen der Welt gemacht hat. Dafür brauchen wir keine Äpfel/Birnen-Zahlenkolonnen der OECD. Josef Kraus ist Präsident des Deutschen Lehrerverbandes und Autor des 2005 im Signum Verlag erschienenen Buches „Der Pisa-Schwindel“. Internet: www.lehrerverband.de