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Durch Selbsthaß blockiert

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Fest steht, daß seit vielen Jahren kaum ein Buch mehr erschienen ist, das die Krisenlage unseres Landes so scharf und umfassend darstellt. Die bekannten verhängnisvollen gesellschaftlichen Mechanismen wie Multikulturalismus, Vergangenheitsbewältigung, Radikalfeminismus, Radikalpazifismus und Politische Korrektheit werden in ihren Auswirkungen analysiert. Wer nachlesen möchte, wie etwa geschichtspolitische Druckpotentiale ungehindert aufgebaut wurden, um mit einem inflationären und falschen Gebrauch des Faschismusbegriffs „Gedenkkultur“ zu kultivieren und Demokraten zu diskreditieren, greife zu diesem mutigen Buch. Wer sind die Sachwalter „des radikalen Wertewandels, der stetigen Gehirnwäsche, der nationalen Selbstverleugnung des kollektiven und individuellen Selbsthasses“? Der Autor Paul M. Stern verortet sie in einer Art informellen Antifa, die den Nationalsozialismus und den Holocaust als Dreh- und Angelpunkt deutscher Geschichte überlebensnotwendig braucht. Er sieht sie auf der Linken und vereinzelt in der Mitte des politischen Spektrums, auch in der Union. Ihr Kern aber seien die Grünen als die parlamentarische Fortsetzung der APO: die Partei der heutigen Lehrer, Pfarrer, „Kriegsdienstverweigerer“, Ex-AstA-Vorsitzenden und anderer Elemente, für die öffentlich subventionierte „Trauerarbeit“ nach gescheitertem Soziologiestudium eine Erwerbsmöglichkeit darstelle. Begriffe wie Volk, Berufung auf die eigene Geschichte, die eigenen Kriegsverluste, Flucht und Vertreibung oder das Zeigen der Nationalfarben werde von dieser kulturrevolutionären, nach außen aber oft bürgerlich angepaßten Clique unter Generalverdacht gestellt. „Konservatives Denken“ sei so in Deutschland zu illegitimer „Rechtslastigkeit“ geraten, und die Diskussion über innere Sicherheit oder Einwanderung werde sehr schnell mit dem Verdikt des „falschen Zungenschlages“ gegeißelt. Wer erinnert sich nicht an die mediale Ausgrenzung konservativer Parteien und Persönlichkeiten in den letzten Jahrzehnten von Ernst Nolte über Steffen Heitmann bis Martin Hohmann! Hier liegt eben der Unterschied zu Frankreich, das im Mai 1968 kurz vor dem Ausnahmezustand stand und ebenfalls einen „Marsch durch die Institutionen“ erleben mußte. Aber trotz Résistance-Mythos und Vichy-Hypothek kommt die dortige Linke nicht auf den Gedanken nationaler Selbstverleugnung. Was ist also bei uns anders? Die Einzigartigkeit von Auschwitz? Ein dünnes Brett. Der planmäßige sowjetische Gulag soll dann in der Schlußfolgerung nicht einzigartig gewesen sein. Stern gibt Joschka Fischers Bonmot von Auschwitz als „Gründungsmythos der Bundesrepublik“ uneingeschränkt recht. Vergangenheitsbewältigung oder Geschichtspolitik, die im moralisierenden Gewand daherkommt, ist das linke Herrschaftsinstrument zur Erhaltung ihrer pseudomoralischen Vorherrschaft und der Besetzung der Begriffe. Für Stern liegt hier der Schlüssel der deutschen Gegenwartsprobleme von Zuwanderung über demographischen und ökonomischen Niedergang bis hin zur Bildungsmisere. Notwendige Maßnahmen etwa zur Steigerung der Geburtenrate, der Abschiebung von Wirtschaftsflüchtlingen oder der Wiederherstellung pädagogischer Autorität an den Schulen scheitern immer wieder mit Hinweis auf zwölf Jahre Nationalsozialismus. Stern erinnert daran, mit welcher Provinzialität vor über zehn Jahren das Angebot der USA von „Partnership in Leadership“ schroff abgelehnt wurde. Es hätte ja eine Aufwertung zur regionalen Großmacht zur Folge haben können. Horribile dictu! Keine Sorge – nicht mit unseren vergangenheitsfixierten „Eliten“. Diesen Gesamtzusammenhang der großen deutschen Neurose anschaulich und zuweilen polemisch aufzuzeigen, ist das große Verdienst dieses Buches. Der Vorwurf des Versagens trifft aber nicht nur Rot-Grün, denn mit der Besetzung der Begriffe von linker Seite korreliert die Konfliktscheu und das Desinteresse des bürgerlichen Lagers. „Einer der Hauptgründe für den deutschen Niedergang ist in den Ängsten und Phobien seiner selbsternannten ‚Eliten‘ zu suchen. Obwohl die Regierung Kohl die Mehrheiten und Machtmittel hatte, 1968 und die Folgen aktiv einzudämmen, Personalpolitik an Schulen und Universitäten, Kirchen und Medien zu betreiben, Zuwanderung in die sozialen Sicherungssysteme weitgehend zu unterbinden und den allmählichen Umbau des Sozialstaates auch gegen die Gewerkschaften zu organisieren, kam von dort nur ein „Weiter so, Deutschland“. Es war der Kanzler und Historiker Helmut Kohl, der es in der Hand hatte, Schinkels „Neue Wache“ neben dem Berliner Zeughaus zum würdigen zentralen Mahnmal für die Opfer von Krieg, Vertreibung und Gewaltherrschaft zu machen. Statt dessen bekamen Lea Rosh und Eberhard Jäckel für ihr überflüssiges Monumentalprojekt freie Hand. Die wertfreie gesamtdeutsche Spaßgesellschaft werde nun jedoch mit nichts weniger als einer „Landnahme“ konfrontiert. Gerade die dritte muslimische Einwanderergeneration lehne alle Angebote von Integration strikt ab. Gehirnwäsche, Schleierzwang und totale Intoleranz gegenüber der westlichen Umwelt präge dieses explosive Milieu, dessen gewaltsame Haßausbrüche auch bei uns nur eine Frage der Zeit seien. Kein Zweifel, diese Kräfte forderten nicht nur in ihren offen gewaltbereiten Ausläufern die deutsche Demokratie heraus. Der Kampf der Kulturen, dessen Leugnung ein Kennzeichen gutmenschlicher Attitüde ist, wird auch die apolitischen Deutschen in Kürze in die Sphäre des Politischen zurückholen. Dann stellt sich die Frage nach Leitkultur und nationaler Identität plötzlich ganz neu und zwar im Sinne der fundamentalen Unterscheidung von Freund oder Feind. Sterns Absurdistan ist vielfach Realität, und die Verbitterung darüber zieht sich durch das ganze Buch: Gleichwohl steht das „letzte Gefecht“ um Europa noch bevor, und dessen Ausgang ist offen. Paul M. Stern: Von Deutschland nach Absurdistan. Aton Verlag, Unna 2005, 476 Seiten, gebunden, 28,50 Euro Foto: Linksextremisten auf dem Berliner „Palast der Republik“: Die deutsche Neurose als Schlüssel der Gegenwartsprobleme

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