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Marc Jongen, ESN Fraktion

Alles begann in einem Kaufhaus

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Es war ein sonderbarer Wink des Schicksals, daß Greta Garbo in ihrem ersten Film außerhalb Schwedens die Partnerin von Asta Nielsen wurde. In G. W. Pabsts „Die freudlose Gasse“ (1925) begegneten sich zwei Epochen, die einander unmerklich ablösten. Und es war nicht weniger sonderbar, daß die beiden hervorragendsten Schauspielerinnen des Liebesdramas aus dem „kalten Norden“ kamen. Greta Gustafssons Vorfahren stammten aus altem schwedischen Bauerngeschlecht. Ihre Eltern lebten noch nicht lange in Stockholm, als Greta am 18. September 1905 im ärmsten Stadtteil geboren wurde. Die feinen, fast aristokratischen Gesichtszüge des Vaters, eines Seemanns, fanden sich bei der Tochter wieder. Sein zurückhaltendes Wesen trug gewiß zu ihrer Verschlossenheit bei, doch gab ihr die temperamentvolle Mutter Ausdauer und Willensstärke mit auf den Weg. Die kleine Greta mußte mit anpacken und den kränklichen Vater pflegen, während das ärmliche Milieu, in dem sie aufwuchs, schon bald in ihr den Wunsch weckte, in einer schöneren Welt zu leben. So hielt sie sich stundenlang vor den Theatern auf, um die Schauspieler ihrer Träume zu bewundern. Nach schwerem Leiden starb der Vater, als sie vierzehn Jahre alt war. Gegen den Wunsch ihrer Mutter verließ sie die Schule, um sich selbst durchzubringen. Fast ohne Übergang wurde aus dem frühreifen Kind eine junge Frau. Sie arbeitete als Aushilfe bei einem Friseur und als Verkäuferin in einem Warenhaus. Als das Kaufhaus Bergström einen Werbefilm herstellen ließ, suchte man unter den Angestellten nach geeigneten Mitwirkenden. Greta, deren komödiantisches Talent bei ihren Kollegen bekannt war, sollte in einer kurzen Szene zeigen, wie eine Dame sich nicht kleiden darf. Ihr Debüt bestand sie so gut, daß ihr die Produktion im nächsten Jahr eine neue Aufgabe anvertraute. Um ihr erstes Engagement, eine kleine Rolle in dem Film „Peter, der Landstreicher“ (1922), antreten zu können, bat sie bei der Direktion des Kaufhauses um Urlaub. Als man dies ablehnte, kündigte sie kurz entschlossen. Auf ihrer Personalakte ist lakonisch vermerkt: “ … um zum Film zu gehen“. Als weitere Rollen ausblieben, sprach sie am Dramatischen Theater einen Monolog aus einem Bühnenstück Selma Lagerlöfs und einen Abschnitt aus Ibsens „Frau vom Meer“ vor und wurde in die Schauspielschule aufgenommen. Der Wendepunkt in ihrem Leben kam ein Jahr später, als Mauritz Stiller, der die Verfilmung von Lagerlöfs Roman „Gösta Berling“ vorbereitete, sie zu sich rufen ließ. Mit sicherem Instinkt erkannte er das Filmgesicht der unbekannten Schauspielschülerin. Stiller war angetan von ihrer Anmut, und so begann Greta Gustafsson ihre Karriere als die vollendet schöne Gräfin Elisabeth Dona. Ihm hatte sie auch aus Zufall und Laune den spanischen Namen „Garbo“ (Anmut) zu verdanken. In Berlin wurde Pabst, der fieberhaft eine geeignete Schauspielerin für „Die freudlose Gasse“ suchte, auf sie aufmerksam. Der Film, eine realistische Schilderung des Nachkriegselends mit Hunger, Tuberkulose und Prostitution, bedeutete viel für Greta Garbos Entwicklung. Sie fühlte sich wohl in Berlin und war bereit, einen langjährigen Vertrag mit Pabst einzugehen. Doch Stiller hatte inzwischen bei Metro-Goldwyn-Meyer angeheuert und bestand darauf, sie nach Hollywood mitzunehmen. Es dauerte nur wenige Jahre, und die Garbo, die inzwischen von den Medien den Beinamen „Die Göttliche“ erhalten hatte, bildete den Mittelpunkt der amerikanischen Filmindustrie. Eine Gipfelleistung gelang ihr mit der Tänzerin Grusinskaja in Vicki Baums „Menschen im Hotel“ (1932). Selten ist eine Rolle der Garbo auch innerlich so entgegengekommen. Unter der Regie von Rouben Mamoulian spielte sie ein Jahr später die „Königin Christine“, doch weit besser glückte ihr die neue Fassung der „Anna Karenina“ (1935), diesmal inszeniert von Clarence Brown. Den Höhepunkt in Gretas Garbos Laufbahn bezeichnete indes ihre Rolle der Marguerite Gauthier in „Die Kameliendame“ (1936), eine unvergeßliche und künstlerisch restlos überzeugende Darbietung, die sie nie wieder übertroffen hat. Ihr Wunsch, endlich einmal eine gute Komödie zu spielen, wurde leider erst am Ende ihrer Karriere erfüllt, als Ernst Lubitsch ihr „Ninotschka“ (1939) anbot. Der Film wurde zu einem Welterfolg, doch Lubitsch starb wenige Jahre später, und Greta Garbo fand keinen Regisseur mehr, dem sie sich derart anvertrauen konnte. Ihr letzter Film, die grob konstruierte „Frau mit den zwei Gesichtern“ (1941), sollte sich vor allem auf dem amerikanischen Markt bezahlt machen. Nachdem er zunächst auf den Index gesetzt wurde, fand die Premiere am Silvestertag 1941 statt, einem ziemlich ungeeigneten Zeitpunkt für eine frivole Komödie – einige Wochen nach dem japanischen Angriff auf Pearl Harbor. Tief deprimiert über den Mißerfolg beschloß Greta Garbo, nie mehr zu filmen. Eine Epoche war zu Ende gegangen. Auch der 1954 verliehene Ehren-Oscar für ihr Lebenswerk konnte am Entschluß der längst entrückten Diva nichts ändern. Völlig zurückgezogen lebte sie in ihrer Wohnung in New York. Hier starb die „Göttliche Garbo“ am 15. April 1990 im Alter von 84 Jahren. Foto: Greta Garbo: Die feinen Gesichtszüge hatte sie vom Vater, Ausdauer und Willensstärke von der Mutter

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