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Leben aus der Wundertüte

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Unwort, Umfrage, Alternativ

Michael Jennings (Ben Affleck) arbeitet als High-Tech-Konstrukteur für Firmen, vorzugsweise in streng geheimen Projekten. Durch ein spezielles technisches Verfahren wird ihm nach getaner Arbeit gezielt das Gedächtnis für den Tätigkeitszeitraum gelöscht. Das Unternehmen stellt so absolut sicher, daß Jennings keine Betriebsgeheimnisse weitertragen kann. Unter dieser Bedingung geht Jennings auch einen Geheimauftrag für die Rethrick-Corporation ein, der ganze drei Jahre seiner Lebenszeit in Anspruch nehmen wird. Die Bezahlung ist enorm: 92 Millionen Dollar. Doch als Jennings nach drei Jahren und gelöschten Erinnerungen erfährt, daß sein Job positiv erledigt wurde, erwartet ihn statt des Geldes nur ein Umschlag mit 19 scheinbar wertlosen Gegenständen, darunter ein Stück Draht, eine Busfahrkarte, ein Abholschein. Langsam dämmert Jennings, daß die Gegenstände Schlüssel zu seiner Vergangenheit der letzten drei Jahre sind und ihm das Überleben sichern sollen. Er selber hatte sie an seine Adresse gesandt, nachdem er seine Zukunft in einer speziellen Apparatur, an der er arbeitete, vorhergesehen hat. Die Polizei lauert ihm auf, um ihn über die Rethrick-Corporation auszufragen, doch ihm gelingt die Flucht. Mit Hilfe von Rachel (Uma Thurman), der Frau, mit der er die letzten drei Jahre eine Liebesaffäre unterhielt, kommt er der Frage näher, woran genau er eigentlich arbeitete. Es gelingt ihm, bei Rethrick einzudringen, die dort entstandene Maschine, mit der man die Zukunft sehen und die Welt vernichten kann, außer Kraft zu setzen, die Häscher des Konzerns zu töten … Ein Mann wird gejagt, ohne zu wissen, warum. Sein Unverständnis für die eigene gefährliche Situation basiert nicht auf den klassischen Krimimotiven der Verwechslung oder zufälligen Verwicklung, vielmehr ist Gedächtnisschwund die Ursache. Die Story zu „Paycheck“ basiert auf einer frühen Kurzgeschichte des 1982 verstorbenen Schriftstellers Philip K. Dick. Sie wurde erstmals im Juni 1953 in dem Magazin Imagination veröffentlicht. Die Grundidee beruhte für Dick darin, daß scheinbar belanglose Dinge wie eine Brille oder ein Stück Draht in bestimmten Moment eine Bedeutung erlangen, von der das eigene Überleben abhängt. Der Protagonist erscheint dabei eher als Spielball denn als Akteur. Er wird gesteuert durch Angaben, die ein „gelöschter“ Teil seines Ichs in der Vergangenheit übermittelt hat. In der Filmadaption von „Paycheck“ wird der Löschung des Gedächtnisses freiwillig zugestimmt. Sie gehört zum Deal, zum Geschäft. Vertrauen allein reicht nicht: eine Anspielung womöglich auch auf das Verhalten zahlreicher Helfershelfer des hemmungslosen Materialismus, die oft genug angesichts der schädlichen Folgen für Umwelt, Mensch und Kultur durch die von ihnen mitgetragene Arbeit unter Gedächtnisschwund zu leiden scheinen. Und daß derjenige über Macht verfügt, der die Zukunft bereits in der Gegenwart kennt, dürfte spätestens seit Robert Zemeckis‘ „Zurück in die Zukunft II“ aus dem Jahre 1989 sogar Kinobesuchern klargeworden sein. Nun, das Geld lockt auch Jennings, doch ihm schwant bereits während seiner Arbeit, daß er womöglich in der Zukunft keine Gelegenheit mehr dazu haben könnte, dieses auch auszugeben. Deshalb das merkwürdige Spiel mit der Wundertüte als Gedächtnisstütze im richtigen Moment bzw. als Notköfferchen für alle Fälle. Dabei entstehen zwangsläufig Ungereimtheiten: Weshalb bedient sich Jennings zu seiner Erinnerung nur diverser Puzzleteile, deren Bedeutung er oft erst unmittelbar in der betreffenden Gefahrensituation erkennt? Weshalb, wenn er doch seine Zukunft gesehen hat, läßt er sich erst auf die gefährlichen Situationen ein, um sich dann wieder aus diesen zu retten zu müssen? Weshalb verhinderte er es nicht von vornherein, zu bestimmten Zeiten an bestimmten gefährlichen Orten zu sein? Derartige Fragen sind natürlich müßig, denn schließlich handelt es sich bei „Paycheck“ in erster Linie nicht um einen Science-Fiction-, sondern um einen Actionfilm, auf den auch die Dramaturgie zugeschnitten wurde. Und dies von keinem geringeren als John Woo, dessen Streifen („Harte Ziele“, „Face/Off – Im Körper des Feindes“, „Mission: Impossible 2“) sich noch stets durch ihre rasante Kampf-Choreographie (allerdings nicht unbedingt durch inhaltliche Qualitäten) auszeichneten. Regisseur Woo reizte an diesem Dreh, daß die Idee ein wenig an verwirrende Momente in Hitchcock-Filmen erinnere. Dieser Vergleich dürfte – dem hohen Unterhaltungsfaktor des Films zum Trotz – allerdings etwas zu hochgegriffen sein.

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