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Das Schmierentheater der Iris B.

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Filmstars werden stärker als andere Künstler als synthetische Figuren wahrgenommen. Sie sind die Summe der Rollen, die sie gespielt haben, und das Resultat der Assoziationen und Träume, die sie auslösen. Zusätzlich füttert die PR-Maschine die Fans mit Privatgeschichten, und wenn noch ein soziales Engagement hinzukommt, kennt die Begeisterung keine Grenzen mehr. Die Schwierigkeit für den Star besteht darin, das richtige Verhältnis von Nähe und Distanz zu finden. Natürlich ahnt das Publikum, daß sein Leben ebenfalls aus verbrannter Milch und Langeweile besteht, doch es will sich seine Illusionen bewahren und deshalb von allzu großer Intimität verschont bleiben. Mißtrauen entsteht auch, wenn ein Künstler seine Wirkung mehr durch Benefizveranstaltungen, Talkshows und Protestresolutionen erzielt als auf der Leinwand. Dann schwant den Zuschauern, daß ein um Aufmerksamkeit barmender Exhibitionismus am Werk ist. Medienwissenschaftler sprechen von „erschlichener Publizität“, einer Unterkategorie der „parasitären Publizität“. Und plötzlich erntet der falsche Star statt Bewunderung nur noch Mitleid. Die Fans schauen nicht mehr zu ihm herauf, sondern auf ihn herab. Henryk M. Broder störte den Chor der Lobhudler Deutsche Schauspielerinnen der mittleren bis unteren Kategorie werden besonders oft von diesem Syndrom befallen. Ingrid Steeger (56) zum Beispiel, ein ausgedientes Blondchen mit Schmollmund, die ihre, nun ja, großen Jahre in den Siebzigern hatte. In den Neunzigern versuchte sie ein Comeback, indem sie mit einem angeheirateten Indianerpoeten durch die Talkshows tingelte, um über Spiritualität und ihr neues Frausein zu faseln, womit sie voll im Trend lag. Bis der Indianer den Braten roch und die öffentliche Ehe zu Ende war. Neuerdings klebt Frau Steeger sich eine Brille auf die Nase, was die Sache nicht besser macht. Ein ähnlicher Fall ist Uschi Glas (60), die im vergangenen Jahr für eine Zeitschrift im Bikini posierte. Den Kommentar dazu lieferte Bild mit der scheinheiligen Frage: „Mutig oder peinlich?“ Auf diesen Zustand treibt auch Iris Berben (53) zu, freilich stellt sie es bedeutend geschickter an. Sie hat sich dem „politischen Engagement“, der deutsch-jüdischen Verständigung nämlich, verschrieben, was ihr im September 2002 den Leo-Baeck-Preis einbrachte. Nur Henryk M. Broder wagte es, den Chor der Lobhudler zu stören. Berbens Einsatz, giftete er, bestünde nur „darin, daß sie seit vielen Jahren mit einem Israeli zusammenlebt, (und) ihr aktives Engagement gegen Rassismus, Antisemitismus und Neonazismus kommt darin zum Ausdruck, daß sie jeden Aufruf gegen Rassismus, Antisemitismus und Neonazismus eigenhändig unterschreibt und zwischendurch erklärt, sie würde zum Judentum übertreten, wenn die Existenz Israels gefährdet wäre – eine Drohung, die offenbar bis jetzt gewirkt und die Araber davon abgehalten hat, Israel von der Landkarte zu wischen.“ Iris Berben tut noch viel mehr. Sie veranstaltet Lesungen und tritt in Werbespots gegen rechte Gewalt auf. Und gerade hat sie eine Interviewoffensive eröffnet, mit der sie ihre zweiteilige Israel-Reportage anpreist, die das ZDF zu Ostern zeigen will. Berben wollte ursprünglich Journalistin werden und die Welt verändern, wurde dann aber Mannequin. An der Seite von Ingrid Steeger wurde sie mit der Fernsehserie „Himmlische Töchter“ ein deutsches Sex-Idol. Ihren Durchbruch erlebte sie mit Dieter Krebs in „Sketch up“. Das Spiel ihrer Vorgängerin Beatrice Richter war zwar subtiler gewesen, doch Berben hatte mehr Sex-Appeal. Attraktiv ist sie noch immer. Trotzdem, ihre Zeit als Sexbombe ist vorbei. Und den Sprung ins Charakterfach hat sie nicht geschafft. Sicher, Berbens schauspielerisches Potential ist größer als das von Glas und Steeger. Fakt ist aber auch, daß die zwei anspruchsvollsten Rollen, die der deutsche Film zuletzt an Frauen um die 50 zu vergeben hatte – die der „Unberührbaren“ im Film von Oskar Roehler und die der Schicki-Micki-Zicke Valerie in Helmut Dietls „Rossini“ – nicht an Berben, sondern an Hannelore Elsner und Gudrun Landgrebe gingen, die beide hinreißend waren. Hintergründige Reflexionen sind Iris Berben fremd Iris Berben ist und bleibt die Kriminalkommissarin Rosa Roth vom ZDF. Die Filme sind in das blaue Licht der Werbeästhetik getaucht, wo es vor allem darauf ankommt, schön auszusehen. Nach Berbens Meinung ist Rosa Roth „eine Frau, die sehr oft auch mit den Tätern fühlt, weil sie sie zum Teil verstehen kann. Denn wo sollen sie hin mit allen ihren Aggressionen in einer Welt, die ihnen keine Räume läßt?“ Sie hat ja so recht. Doch warum spielt sie die Kommissarin als wimmernde Rinnstein-Apassionata? Da der Film ihr die ersehnte Rolle nicht bietet, sucht sie sie im Leben und stellt sie anschließend ins Schaufenster. In ihrem Werbespot gegen die „Gewalt von rechts“ Anfang der neunziger Jahre erschien sie, flammenumkränzt, als eine Großtragödin, die mitten in der bleiernen Kohl-Zeit den 29. Januar 1933 verkündete. Niemand stand auf und sagte, daß sie Schmierentheater bot. Als der „Aufstand der Anständigen“ lostobte, stand auch Iris Berben im Einsatz für „Toleranz und Menschlichkeit“. Davon kann es gar nicht genug geben. Auch Otto Sander machte mit und zeigte dabei den Unterschied auf, der zwischen dem echten Künstler und der verirrten Ulknudel liegt. Sander las aus einem Buch über den von der Inquisition verbrannten Giordano Bruno. Autor ist der Bloch-Schüler Jürgen Teller, der 1957 die Distanzierung von seinem Lehrer verweigert hatte. Daraufhin wurde ihm sein Doktorat aberkannt, und er mußte zur „Bewährung in die Produktion“, wo er einen Arm verlor. Später kam er im DDR-Verlagswesen unter. Tellers Buch ist eine aktuelle Parabel über die Zerstörung geistiger Freiheit, Sanders Lesung konnte auch als Zeichen gegen die Hexenjagd-Stimmung in Deutschland verstanden werden. Solch hintergründige Reflexionen waren und sind Iris Berben fremd. Sie veranstaltete Lesungen aus dem Buch „Mama, was ist Auschwitz?“, das eine französische Historikerin über die Gespräche mit ihrer 13jährigen Tochter verfaßt hat. Die Rolle der 13jährigen übernahm praktischerweise der Berben-Sohn Oliver, ein Mann jenseits der 30, der als Filmproduzent ebenfalls auf Publizität angewiesen ist. Berben liest auch aus den Goebbels-Tagebüchern und parallel dazu aus dem Tagebuch der Anne Frank. Aber egal, welche Texte sie sich vornimmt, das Ergebnis ist stets ein Werbespot für Mayonnaise: Bei der falschen, fettigen, wird Chopins Trauermarsch auf der Tuba gespielt, bei der richtigen, kalorienreduzierten, ertönt ein Flötenkonzert von Vivaldi. Ein Buch hat sie ebenfalls verfaßt: „Älter werde ich später“, in dem sie Intimitäten ausbreitet, die nun wirklich niemanden etwas angehen. Zum Beispiel, wie oft sie sich die Beinhaare färbt und die Kopfhaare abrasiert – oder umgekehrt. Berben nennt das im Interview mit dem Berliner Tagesspiegel: „eine Haltung (…) leben“. Sie habe gelernt, „daß man durch Popularität auch etwas transportieren kann. Wenn dann noch eine gewisse Glaubwürdigkeit hinzukommt, dann kann man durchaus auch etwas erreichen.“ Rechtfertigt das allein schon den Leo-Baeck-Preis? Henryk M. Broders Vermutungen gehen in eine ganz andere Richtung: „Inoffiziell hört man aus den Kreisen des Zentralrates (der Juden in Deutschland, Anm.: D. Neujahr), daß die Herren maßlos von jenem Spot für ‚Premiere World‘ angetan waren, in dem Iris Berben mit Slip zu sehen war, und seitdem nur nach einem Anlaß suchten, sie in natura und ganz aus der Nähe zu erleben.“ Nun steht uns bald ihre Israel-Reportage ins Haus, die über den Alltag und die Friedenssehnsucht der Menschen dort berichten soll. So ein Film ist in der Tat fällig. Man macht sich hierzulande keine Vorstellung vom existentiellen Streß, in dem das Land seit Jahrzehnten lebt. Auch Israelis, die mit der Besatzungspolitik nichts am Hut haben, ärgern sich darüber, daß diese in der Berichterstattung in Deutschland das Monothema ist. Berbens Ankündigung im Tagesspiegel läßt jedoch eine Katastrophe befürchten: „Das Problem ist: Israel verkauft sich nicht gut.“ Einen Typen wie Scharon beiläufig auf ein PR- und Imageproblem zu reduzieren, erfordert eine enorme Begriffsstutzigkeit. Ausdrücklich lobt sie in dem Zusammenhang den Ausschluß Martin Hohmanns aus der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, denn Hohmann sei „kein Ersttäter“. Wolfgang Thierses kernige Männerträume Wenn politisch-korrekte Schleimspuren gelegt werden, kann man darauf wetten, daß umgehend Bundestagspräsident Wolfgang Thierse herbeieilt, um darauf auszurutschen. In seiner Laudatio zum Baeck-Preis donnerte er: „Iris Berben, ein Unterhaltungsstar des Fernsehens, ein Männertraum, eine Schönheit, eine verletzliche Frau, eine Komödiantin mit dem Mut zur Häßlichkeit, eine Krimi-Kommissarin, die ein Symbol für die – angeblich – neue Frau um 50 ist.“ So also sehen Thierses kernige Männerträume aus! Und weiter in Thierses Sütterlin-Sprache: „Wenn eine profilierte Künstlerin ihre Vorbildrolle so ernst nimmt, daß sie ihre Popularität verknüpft mit politischem Engagement für die Demokratie, dann ist das mehr als anerkennenswert, dann ist das auszeichnungswürdig.“ Henryk M. Broder pflichtet ihm auf seine Weise bei: „Ohne den ständigen Einsatz von Iris Berben wäre der Nationalsozialismus längst rehabilitiert, der Holocaust vergessen und Iris Berben nur eine Betriebsnudel unter vielen im Telefonregister von Beate Wedekind.“ Damit steht sie für solides bundesdeutsches Mittelmaß. Jedes Land hat die Repräsentanten, die es verdient. Die Franzosen sind stolz auf die geheimnisvolle Schönheit der Catherine Deneuve, die Deutschen begnügen sich mit der eindimensionalen Kollektivschamstirn der Iris B.

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Marc Jongen, ESN Fraktion
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