Wer das Vorurteil hegte, McDonald’s sei für Analphabeten und sonstige Banausen, wird staunen, wie schwer ein Eintrag im „amerikanischen Duden“, dem Merriam-Webster, dem Konzernchef im Magen liegt. Recht eloquent empört sich Jim Cantalupo in einem offenen Brief über den Begriff „McJob: schlecht bezahlte Arbeit, die wenige Fähigkeiten erfordert und kaum Aufstiegschancen bietet“. Eine „Ohrfeige“ sei dies für alle zwölf Millionen Amerikaner, die in den Restaurants seiner Kette „mit Stolz bedienen, Essen kochen, Geschirr abwaschen“. Dabei wollte der kanadische Schriftsteller Douglas Coupland, aus dessen „Generation X“ (1992) die ursprüngliche Definition stammt, wohl weniger die Beschäftigungspolitik des Imbiß-Giganten madig machen als dessen Produktpalette. Ein McJob verhält sich zum Traumberuf wie ein im Vorbeifahren verschlungener BigMäc zu einem liebevoll zubereiteten Menü mit frischem Gemüse, selbstgemachten Ravioli und gutem Wein: Er erzeugt Völlegefühle und Überdruß, ohne den wahren Hunger zu stillen, den es nach Nahrhaftem, Schmackhaftem, Herzhaftem gelüstet. Trotzdem finden Couplands Romanfiguren in ihren McJobs Zuflucht vor der Leistungsgesellschaft. Ihre Abkehr von Karriere und Konsum ist auch der Erkenntnis geschuldet, daß der Sinn menschlichen Daseins sich genausowenig im Arbeiten wie im Essen erschöpft – ob einer nun „mit Stolz Geschirr abwäscht“ oder sich schämt, noch nicht die allerhöchste Sprosse der Erfolgsleiter erklommen zu haben. Jedem Unternehmen sollte es zur Ehre gereichen, mit seinem guten Namen für diese Einsicht zu bürgen.
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