„Forum für antirassistische Politik und Kultur“ nennt sich die im 21. Jahrgang erscheinende Vierteljahreszeitschrift Die Brücke im Untertitel. Als Herausgeber zeichnet „Die Brücke e.V. – Verein zur Förderung politischer, sozialer und kultureller Verständigung zwischen Mitbürgern deutscher und ausländischer Herkunft“ verantwortlich. Gefördert wird das Blatt vom saarländischen CDU-Ministerium für Frauen, Arbeit, Gesundheit und Soziales. Gleich nach ihrem ersten Erscheinen attackierte Die Brücke den Begriff der „Integration“. Der deutsche Staat und seine Institutionen hätten „aufgrund ihrer Praxis jedes Vertrauen bei den Einwanderern aus den Südländern verloren“. Da dieser Staat über eine Gesellschaft herrsche, „die Keime des Rassismus, des Chauvinismus und des hegmonistischen Nationalismus“ in sich trage, dürfe er nicht „der alleinige Vertreter der eingewanderten ethnischen Minderheiten sein“. Den eingewanderten Minderheiten müsse „das Recht auf kulturelle Autonomie“ zugestanden werden, schreibt der „verantwortliche Redakteur“ Necati Mert. Jeder „Versuch von Rassentrennung“ sei zu verbieten. Die Frage, ob derartige Definitionen und Forderungen überhaupt irgendetwas mit der Realität unserer Gesellschaft zu tun haben, stellt sich dabei für den Autor offenbar gar nicht. Es gibt andererseits Beiträge in diesem Heft, die es durchaus verdienen, daß man sich mit ihnen auseinandersetzt. In einem Text über „die Evolution des geistigen Verfalls und die Kultur der Spaßgesellschaft“ schreibt Erich Rückleben in Anlehnung an Adorno über die „Manegen der Spaßkultur“ und „die Entzivilisierung im Sog des Materialismus, des Geld- und Warendenkens“. „Dieses seelisch-geistige Vakuum“ produziere in immer größerem Umfang jene Kälte, „die zum eisverkrusteten Paradies der Ökonomie wurde“. Die Gedanken des Autors über „Jugendwahn und Demenz“ und den „mobilen Wahnsinn“ im „lärmenden Tollhaus der Spaßgesellschaft“ könnten so oder ähnlich auch in einem konservativen Blatt stehen. Zum Schluß wird gar Nietzsche zitiert und der fortschrittsbegeisterten, für alles offenen Gesellschaft gehörig der Marsch geblasen, denn wer für alles offen sei, der müsse „in der Tat nicht ganz dicht sein“. Recht elitär kommt auch ein Essay über „Jonathan Swift und die Wiederkehr der Yahoos“ daher. Auch hier findet sich wieder ein Verweis auf Nietzsche, „den unerbittlichen Feind aller Verpöbelungs- und Kretinierungstendenzen“, der in seinem „Prometheus“-Entwurf 1871 empfahl, den Menschen „einzustampfen“ und die Form neu zu bilden: „Eine Kriegserklärung der höheren Menschen an die Masse ist nötig!“ Oder noch ein wenig härter: „Der Pöbel-Mischmasch: das will nun Herr werden alles Menschenschicksals.“ Auch Gottfried Benn kommt – das Spießer- und Philistertum seiner Epoche bilanzierend – zu Wort: „Die Krone der Schöpfung, das Schwein, der Mensch.“ In dieser radikalen Kulturkritik treffe er sich mit Swift. Das sind wahrlich schwere Schläge gegen den Gleichheitsfanatismus. Die Brücke e.V., Rotterstr. 16, 66123 Saarbrücken. Das Einzelheft kostet 9 Euro, das Jahresabo 34 Euro.