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Anbiederungskurs

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Über „Affirmative Action“, der amerikanischen Linken liebstem Kind, schwebt plötzlich ein dickes Fragezeichen. Vergangene Woche bezog Präsident George W. Bush Stellung zu einer Klage dreier Studenten gegen die Universität von Michigan. Die Zulassungsrichtlinien dieser staatlichen Hochschule wie die vieler anderer US-Universitäten sehen für Weiße höhere Hürden als für „Minderheitenbewerber“ vor. Drei trotz ihrer besseren Noten abgelehnte weiße, männliche Bewerber fühlten sich daher aufgrund ihrer Hautfarbe benachteiligt und zogen vor Gericht. Wie der Präsident nun – stilsicher am Geburtstag von Martin Luther King – überraschend bekanntgab, wird die amerikanische Bundesregierung im Frühjahr an den Obersten Gerichtshof eine Empfehlung richten, die Praxis der umgekehrten Diskriminierung in Michigan zu stoppen, da sie verfassungswidrig sei. Wie nicht anders zu erwarten, entfachten Vertreter der Rassenlobby, der Demokraten und unzählige Betroffenheitsprofis in den Medien sofort den unvermeidlichen Sturm der Entrüstung. Auch innerhalb der Regierung ist das Thema nicht unumstritten: Außenminister Powell glaubt, die umgekehrte Rassendiskriminierung sei hilfreich, Sicherheitsberaterin Rice lehnt sie ab. Gegen den Rat seines engen Beraters Karl Rove, der den Republikanern seit längerem einen Kurs der Anbiederung an Schwarze und Hispanos empfiehlt, hat Us-Präsident Bush nun das Minenfeld der Rassenpolitik betreten. Seine Erklärung klang gewunden, da er zwar ein Signal an konservative Kernwählerschichten senden, die laute Minderheitenlobby aber nicht zu sehr reizen wollte. Amerikas „Diversity“, also die Vielfalt, sei auch sein Leitbild, suchte Bush Kritikern den Wind aus den Segeln zu nehmen. „Affirmative Action“ wurde unter Präsident Johnson 1965 ins Leben gerufen und war Teil seines „Great Society“ genannten Programms einer umfassenden Umgestaltung der Gesellschaft. Entgegen dem Gleichheitsgrundsatz der Verfassung legalisierte „Affirmative Action“ Formen der gezielten, institutionalisierten Diskriminierung der weißen Mehrheitsbevölkerung vor allem im Bildungswesen, aber auch bei Behörden, im Militär und selbst in der Privatwirtschaft. Am Anfang setzte die US-Regierung feste Quoten nach rassischen und geschlechtlichen Gesichtspunkten, doch ein Urteil des Obersten Gerichts beendete 1978 diese Praxis. Seitdem bedient man sich subtilerer Mittel für die Vorzugsbehandlung angeblich diskriminierter Minderheiten, etwa politisch korrekter „Speech Codes“. Solche Verhaltens- und Zensurkodizes an Universitäten führen dazu, daß akademisch schwache Leistungen von Minderheitenbewerbern tendenziell einer angeblich rassistischen Umwelt angelastet werden. Wer dieses Spiel nicht mitspielen will, gegen den wird schnell wegen „Diskriminierung“ ermittelt. In etlichen Bundesstaaten gab es mittlerweile erfolgreiche Volksbegehren gegen die „Affirmative Action“, etwa in Kalifornien 1996. Der Bruder des Präsidenten, Jeb Bush, hat „Affirmative Action“ 1999 als Gouverneur von Florida gegen den wütenden Widerstand der Rassenlobby für beendet erklärt. Meistens jedoch kam die umgekehrte Diskriminierung zurück – in einer neuen Tarnpackung und durch die Hintertür. Statt von „Rassen“ zu sprechen, gewährte man nun Vorzugsrechte für „verarmte“ oder „benachteiligte“ Bewerber. Der geneigte Universitätsverwalter oder Personalchef weiß das korrekt zu interpretieren. Seit fast drei Jahrzehnten wuchert schon die verhaltens- und meinungsregelnde Gesetzgebung, die der Soziologe Frederick Lynch als Amerikas „Diversity Machine“ bezeichnet hat. Ein Heer von Minderheitenbeauftragten treibt die Räder dieser Maschine und sorgt für das korrekte Denken auf dem Campus. „Affirmative Action“ ist nur die Spitze, es gibt ein dichtes Netz von weiteren „Anti-Diskriminierungsrichtlinien“ auf Bundes- und Landesebene. Daher ist es unrealistisch, daß die „Diversity Machine“ demnächst Pleite macht, wie auch immer das Urteil im Rechtsstreit gegen die Universität von Michigan ausfällt. Prof. Dr. Paul Gottfried lehrt Politologie am Elizabethtown College in Pennsylvania, USA. Es ist Autor von „After Liberalism“ (Princeton University Press, 1999) und „Multiculturalism and the Politics of Guilt“ (University of Missouri Press, 2002).

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