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Anarchischer Ästhetizismus

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Eine ästhetische Mobilmachung verspricht die neue Ausgabe des Kulturmagazins Zinnober, nun unter Regie von Dominik Tischleder. Als Grundlinie des Blattes, das sich eindeutigen Vereinnahmungsversuchen entzieht, ist ein elitär formulierter Ästhetizismus ausmachbar, durchaus mit anarchischen Anklängen. Ein künstlerisches Widerstandspotential also, das in seinem radikalen Eklektizismus auch vor der freizügigen, lustvollen Nutzung des rechtskonservativen Kulturfundus nicht zurückschreckt. Der Musiker Marco Deplano bringt dies in einem Interview auf den subversiven Punkt: „Wenn man das System schon nicht überwinden kann, kann man es wenigstens an allen Ecken und Enden zum Narren halten.“ Vor allem diverse Interviews mit außergewöhnlichen Künstlern bilden den ästhetischen Sprengstoff des Heftes. Da ist zum Beispiel besagter Marco Deplano, ein italienischer „Cultural Terrorist“, ehemals maßgeblich an der Künstlervereinigung „FraternitaFenrir“ beteiligt, die sich mit Satanismus, italienischer Esoterik und der „Neuen Rechten“ beschäftigte. Nun aktiv bei der internationalen „Krachvereinigung“ „Death Pact international“, läßt Deplano Stilelemente von Emir Kusturica und albanischen Moslems sowie die Beschäftigung mit Codreanu und hebräischen Texten in seine Arbeit einfließen. Seine Hochachtung gehört generell „allen Widerstandsverbänden in besetzten Gebieten weltweit“. Ein Musiker des Projekts „Dernière Volonté“ beteuert hingegen, ein Soldat seines eigenen Lebens und seiner Unabhängigkeit zu sein: „Ich bin militant für meine Kultur und meine Geschichte, und wenn man morgen zu den Waffen greifen müßte, um diese Grundlagen zu verteidigen, so bin ich bereit!“ Ein radikaler Individualismus paart sich hier mit der Ablehnung des uniformen Waren- und Entfremdungssystems sowie einem ausgeprägt militaristischen Gestus. Dabei wird mit Wissen und Verachtung auf die gegenwärtige Praxis „antifaschistischer“ Denunziation gegen die neuen Kulturprojekte geblickt. Die Einschüchterungsstrategien der „Antifa“ hätten ihre Ursache in Schuldentlastung und moralischer Verlogenheit der hinter ihnen stehenden kommunistischen Kader, so der Künstler. René Gründer befaßt sich intensiv mit der Zukunft nonkonformer Tonkunst angesichts der traditionellen Auseinandersetzung zwischen „links“ und „rechts“ und des kapitalistischen „Starkults“. Gegen die linke Politisierung der Ästhetik wird das unabhängige Streben nach Erhaltung kulturell tradierter ästhetischer Ausdrucksformen gesetzt. Weitere Interviews nähern sich germanischer Mystik: Die Gruppe „Sonne Hagal“ beschäftigt sich mit der Verbreitung „Runischen Wissens“, und Stephen Flowers setzt sich seit Jahren für die Wiederbelebung germanischer Esoterik ein. Er seziert dabei den herrschenden säkularen Materialismus und „Multikulturalismus“. Als Bonbon wurde ein älterer Beitrag von Günter Maschke über den faschistischen Dandy Drieu La Rochelle in das lesenswerte Heft übernommen, das von Musik- und Buchrezensionen abgerundet wird. Zinnober Magazin, Postfach 3166, 54221 Trier, erscheint drei- bis viermal pro Jahr. Das Einzelheft kostet 5 Euro, das Abonnement für 4 Ausgaben 18 Euro.

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