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Wir basteln uns einen Nazi

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Seit dem 23. Juni zeigt das Offenbacher Klingspor-Museum die kleine Ausstellung „Anschläge gegen rechte Gewalt“. Die Ausstellung war schon in Köln, Hamburg und Essen zu sehen und wird im Herbst Richtung Paris weiterreisen. Gezeigt werden Entwürfe von Graphikstudenten aus 26 Schulen Deutschlands, die im Rahmen eines von der „Alliance Graphique Internationale“ (AGI) initiierten Plakatwettbewerbs gegen „rechte Gewalt“ zu sehen waren. Um es kurz zu machen: Es ist eine müde Ausstellung, die nur wenige Besucher interessiert. Man bekommt in einer entvölkerten Halle einige Plakate vorgeführt, die man in etwas anderer Form meist schon im Fernsehen, an Plakatwänden oder in diversen Broschüren sich gutgebender Institutionen zu Gesicht bekommen hat. Eine Ansammlung von 76 Gefälligkeitsarbeiten, langweilig, intellektuell meist dürftig, aber scheinbar nicht völlig nutzlos für einige Kunststudenten, die die finanziellen Zukunftsperspektiven in Zeiten eines politisch korrekten Zeitgeistes ausloten wollten. Hakenkreuze allerorten. Rainer Czarnetzki aus Stuttgart setzt Sprüche gegen den zu langen Aufenthalt von Asylbewerbern in assoziative Verbindung zum Hakenkreuz. Hakenkreuze treten als Verbindungswege zwischen Reihenhäusern auf oder werden von Bundesadlern ausgespien. Und man erkennt an der Fixierung auf dieses Symbol die Anziehungs- und Bannkraft, die es auch heute noch auf Kulturschaffende und Öffentlichkeit ausüben muß. Ein anderer Typus sind Plakate mit auf klug getrimmten Sprüchen. Arne Schulenberg aus Dortmund erklärt: „Rechte Gesinnung erkennt man. Aber nicht am Haarschnitt.“ Woran man sie erkennt, läßt er offen. Holger Hagmüller fragt: „Wann wird man rechts?“ und zeigt dazu ein Kinderbild Hitlers. Trotzig macht Sabine Lechner aus Halle aus dem Schriftzug „rechts“ durch Hinzufügungen ein „mir reichts“. Einige extreme Plattheiten werden dem Betrachter auch nicht erspart. Evelyne Scheiner aus Offenbach zeigt zum Spruch „Deutschland wird brauner“ einen großen braunen Farbklecks. Xavier Bellester aus Bremen zeigt unter dem Motto „Mehr Farbe gegen Rechts“ verschränkte schwarze und weiße Hände. Und auf einem Plakat wird vor einem Hakenkreuzförmigen „Virusae nazius“ gewarnt. Schließlich muß auch noch die gute alte Frakturschrift erneut für allerlei Wortspielchen herhalten, obwohl die Fraktur gerade in der NS-Zeit bekanntlich abgeschafft wurde (JF 24/02). Auch der Einfluß von Jahrzehnten „antifaschistischer“ Charakterwäsche hat seine Spuren hinterlassen. Jörg Batschi plazierte in eine lange Liste mit Vornamen Erwähnungen von KZ-Orten der NS-Zeit und wollte damit wohl irgendetwas sagen oder sich auch nur vergeblich interessant machen. Nur wenige Plakate besitzen etwas subtileren Charakter: Natali Christen aus Wiesbaden formulierte den Spruch „Lass dich nicht von Rechten Linken“, der immerhin ein wenig zum Nachdenken über die totalitäre Versuchung anregen könnte. Helge Hansen aus Dortmund zeigt die Worte „Stolz“, „Ehre“, „Heimat“ ohne sie abzuwerten, sondern versetzt sie taktisch geschickt mit dem Zusatz: „Kein eingetragenes Markenzeichen der Faschisten“. Ständig geben die Ausstellungsmacher vor, für Toleranz und gegen angebliche Vorurteile anzukämpfen und reproduzieren gleichzeitig Vorurteile und Klischees, ohne daß ihnen deren Einseitigkeit auffallen würde. Nina Goebel aus Bremen zeigt einen trotzig dreinblickenden Jugendlichen vor einer Wand mit den Worten „Dealer, Autoknacker, Schläger“. Sie fragt dazu: „Oder haben sie andere Vorurteile?“, und suggeriert damit, daß Warnungen vor Kriminalität oder diesbezügliche Einstufungen bestimmter Personen allein auf ungerechtfertigten Ressentiments beruhten. Die Ausstellung dagegen liefert eigene Vorurteile en masse. Der „Rechte“ erscheint in der Regel als glatzköpfiger Schläger in Springerstiefeln, dessen Lebensziel es sei, Ausländer und Punker totzuschlagen, und dessen Tun durch feige oder klatschende Bürger in ihrer deutschen Idylle aus Reihenhäusern und Eckkneipen gedeckt wird. Und so ist der „Kleine Nazi-Bastelbogen“ von Mirko Albrecht aus Halle doppeldeutig lesbar, aber wohl nicht so gemeint. Man sieht einen Baseballschläger, eine Jacke mit aufgenähtem „Eisernen Kreuz“, eine Hose mit Hakenkreuzkoppel und Springerstiefel, die man ausschneiden kann und einem nackten Skinhead überkleben. Fertig, schon haben wir unseren „Nazi“ und können in weiteren langweiligen Ausstellungen mit ausgesuchtem Publikum vor ihm warnen. Die Ausstellung gastiert noch bis zum 8. September im Klingspor-Museum in Offenbach.

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