Viel los in Davos. Politiker, Experten, Milliardäre und andere wichtige Leute aus aller Welt sind in dieser Woche abermals in Scharen zum Weltwirtschaftsforum (WEF) gereist, um sich dort von den nicht-gewählten Eliten, einmal mehr die Welt erklären zu lassen. Und um viele „gute Tipps“ mit nachhause zu nehmen, wie sie das Leben ihrer Mitbürger, nach Meinung der erlesenen Finanzbosse und Lobbyisten, zum besseren wenden könnten. Wer nun findet, daß daran aus demokratischer Sicht irgendetwas problematisch sein könnte, der ist sehr schnell ein Verschwörungstheoretiker.
So zumindest lautet der übliche Tenor vieler Medien, die ihre linientreusten Reporter ebenfalls in die bergigen Höhen des luxuriösen Schweizer Luftkurorts geschickt haben. Dort sollen sie diesmal allerdings ohne den Milliardär und Gründer Klaus Schwab mit den Reichen und Klugen tafeln, feiern und ganz nebenbei noch ein wenig über sie berichten. Natürlich alles ganz neutral. Aber halt! Sorgen darüber, daß dies zu dem ein oder anderen Interessenkonflikt führen könnte, braucht sich niemand zu machen. Denn was gäbe es an den guten Männern und Frauen, die nichts anderes im Sinn haben, als den innigen Wunsch die Welt zu retten, schon groß zu kritisieren…
Kritische Nachfragen sind in Davos unerwünscht
Natürlich können bei aller zur Schau getragenen Menschenliebe nicht alle reingelassen werden. Kritische Journalisten, vor allem jene, aus den alternativen Medien, die die Club-Regeln nicht kennen – und in den meisten Fällen sowieso nicht in der Lage wären sie einzuhalten, werden, spätestens an der Tür der Veranstaltungsorte der zahlreichen Partys und Podiumsdiskussionen, höflich darauf hingewiesen, daß für sie, die Arbeitsreise hier endet. Schlimm genug, daß einige von ihnen, so wie die Vertreter der rechten Rebel News, ehrbare Gäste à la Klimakämpferin Greta Thunberg oder den Pfizer-CEO Albert Bourla, draußen auf offener Straße mit ihren unverschämt unangenehmen Fragen belästigen.
Greta Thunberg is asked if she will be eating bugs for lunch to help save the planet: "I'll see."
Watch the full video at https://t.co/YFPchQS1pk. pic.twitter.com/zbfSupuJFr
— Rebel News Canada (@RebelNews_CA) January 20, 2023
Wieder andere müssen in ihren Heimatländern bleiben, um dort ein bisschen Parlamentarische Demokratie zu spielen. Daß man aber auch in einem schnöden Plenarsaal seinen Spaß haben kann, hat jetzt die Grünen-Politikerin Canan Bayram bewiesen. Die schloß ihren jüngsten Debattenbeitrag im Deutschen Bundestag mit den Worten: „Meine ganz persönliche Empfehlung an den Herrn Friedrich Merz: Bitte nehmen Sie Abstand davon, sich Hundekrawatten zu kaufen und sich dann hier in die erste Reihe zu setzen.“ Auf ihre gelungene Abschußpointe war die Enissa Amani des Berliner Reichstags so stolz, daß sie den entsprechenden Ausschnitt selbst auf Twitter stellte.
Meine ganz persönliche Empfehlung an den Herrn @_FriedrichMerz von der #CDUCSU : Bitte nehmen Sie Abstand davon, sich #Hundekrawatten zu kaufen und sich dann hier in die erste Reihe zu setzen #Bundestag #Zuwanderung #Paschas #noafd pic.twitter.com/66NApPpzYE
— Canan Bayram (@LieblingXhain) January 19, 2023
Grün, grün, grün sind alle meine Kleider …
Nun steht die Partei von Claudia Roth, Ricarda Lang und Anton Hofreiter natürlich ohne Frage in Sachen Fashion ganz weit vorne. Auch hat jedes schöne Biest, das die Bügelfalten so stilsicher im Gesicht trägt, wie die Parlaments-Mode-Politesse Bayram, natürlich jedes Recht, wenn nicht sogar die Pflicht, ihren geschmacklich unsicheren Kollegen Tipps zu geben. In wie weit man dabei selbst mit gutem Beispiel vorangeht, muß jeder selbst entscheiden. Ich hätte da jedenfalls eine ganze Reihe persönlicher Empfehlungen an Frau Bayram.
Auch personell hat sich in dieser Woche einiges getan in der großen bunten Welt der Politik. Deutschland hat mit Boris Pistorius einen neuen Verteidigungsminister. Diese Entscheidung wurde in den Medien und auf Twitter heiß diskutiert. Die öffentliche Diskussion darüber, ob der ehemalige Innenminister von Niedersachsen denn der richtige Mann für den Job sei, drehte sich vor allem darum, daß es sich bei dem SPD-Politiker eben um keine Frau handelt, die den Posten von Christine Lambrecht ersetzt.
Weitere Umsortierungen wären wünschenswert
Dadurch wurde nämlich die von Bundeskanzler Olaf Scholz versprochene Parität des Kabinetts aufgehoben. Damit das Regierungsteam wieder zur Hälfte aus weiblichen Kabinettsmitgliedern besteht, müßte jetzt eigentlich irgendein anderer Minister seinen Hut nehmen – und durch irgendeine Politikerin ersetzt werden, wie das jüngst die Regierung in Thüringen vorgemacht hat.
Dem dürfte eigentlich auch nichts im Wege stehen. Schließlich hat die Ampel-Koalition mehr als genug Herren aufzuweisen, deren Rücktritt sowieso schon lange überfällig wäre. Allen voran: Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach. Der wäre sogar in der richtigen Partei. Allerdings ist das für den sozialdemokratische Maskenmann wohl ein rotes Tuch. Eher würde er sich selbst als Frau identifizieren, als sein Amt zu räumen.
Die Menschen in Neuseeland müssen sich ebenfalls an ein neues regierendes Gesicht gewöhnen. Dort ist in dieser Woche Premierministerin Jacinda Ardern zurückgetreten. „Politiker sind Menschen. Wir geben alles, was wir können, so lange wir können. Und dann ist es Zeit. Und für mich ist es Zeit“, erklärte die 42Jährige, in einer tränenreichen Abschiedsrede, gegenüber der Öffentlichkeit.
Härte, die nicht spurlos bleibt
Soviel Menschlichkeit kommt gut an, ob nun gespielt oder echt. Zumindest bei den deutschen Journalisten und Politakteuren. Während Ardern, allen freiheitlich gesinnten Beobachtern, vor allem für ihre knallharte Lockdown-Politik während der Corona-Zeit im Gedächtnis bleiben wird, waren die Kommentare vieler linksgrüner Politiker und Medienvertreter eine einzige Liebeserklärung an die junge Frau mit der harten Hand und dem weichen Herzen.
Ihre rücksichtlose Linie war offenbar so erschöpfend, daß sie nun „einfach nicht mehr kann“. Die Premierministerin geht, wie sie ihr Amt geführt hat, hieß es etwa auf t-online: „Als Vorbild im Umgang mit der Macht.“ Ardern hatte ihre Landsleute im Lockdown angewiesen, nicht mit ihren Nachbarn zu sprechen. Nicht einmal über den Gartenzaun; nicht mit Abstand und Maske; gar nicht. Denn das hätte die Deutungshoheit ihrer Regierung gefährden können.
Was für ein Mut, was für eine Liebe, was für eine Stärke. #JacindaArdern https://t.co/24UZbhcvLI
— Katrin Göring-Eckardt (@GoeringEckardt) January 19, 2023
Auch Katrin Göring-Eckardt von den Grünen und Sawsan Chebli von der SPD fanden warme Worte für die einst so erdrückend-mächtige Gleichgesinnte von der Insel. Fast scheint es so, als sei die Neuseeländerin, die die autoritäre Utopie von der totalen Kontrolle des Volkes nicht nur geträumt, sondern tatsächlich gelebt hat, für die gesamte grünsozialistische Politik-Familie das ultimative Vorbild bei der Gestaltung der Zukunft. Mit dieser Einstellung klappt es im nächsten Jahr bestimmt auch mit der Einladung nach Davos. Dann aber sicher in einer anderen Rolle.