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Die Trolle und Putin

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Die Trolle und Putin

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Eine amüsante afp-Meldung geisterte dieser Tage durch die Zeitungsseiten: „Putins Cyberkrieg: Russland bezahlt Trolle für Netz-Propaganda.“ „Nein, unfaßbar, so etwas aber auch“, dachten sich gutgläubige Internet-Nutzer dabei womöglich erschrocken. Anderen dürfte es allenfalls ein müdes Lächeln entlockt haben. Diejenigen, die mit dem Finger auf andere zeigen, wollen nämlich oft gerne von sich selbst ablenken.

Die Vorwürfe an die Adresse Rußlands erinnern mich an gewisse Stunden des bundesdeutschen Schulunterrichts und Universitätsbetriebs, in denen sich Lehrpersonen zum Beispiel über das Herrschaftssystem der NS-Zeit echauffierten. Etwa die Lehrerin, die nur angestaubte Hitler-Reden als Beispiel für politische Propaganda heranzog, es aber tunlichst unterließ, sich mit aktuellen Politiker-Stellungnahmen zu beschäftigen.

Alle Lobbygruppen mischen mit

Oder an den Universitätsprofessor, der sich darüber ausließ, daß in der NS-Zeit das Parteibuch die akademische Karriere förderte. Als ich damals antwortete, dass das heute nicht viel anders sei, ging ein Grinsen durch die Kommilitonenbank. Die SPD-Anhängerschaft des Professors war nämlich allgemein bekannt. Nun, Hitler ist lange tot, und auch die Warnung vor „rechten Einflüssen“auf das Internet ist mittlerweile reichlich angestaubt. Also muss nun Wladimir Putin als Mittel zur Ablenkung herhalten. Putin hätte also „Diskussionsforen und Newsgroups, Chatrooms und Blogs“ durch bezahlte Mitarbeiter im eigenen Sinne zu beeinflussen versucht.

So etwas würde unseren westlichen Regierungen und Lobbygruppen natürlich nie einfallen, oder? Vor wenigen Jahren sagte ich einem älteren Bekannten, daß ich als Geheimdienstchef, Bilderberger, Leiter einer großen Parteistiftung oder Einwanderungslobby ein, zwei Studenten einstellen würde, deren einzige Aufgabe es sei, in allen möglichen Internetforen Meinungsäußerungen im eigenen Sinne zu tätigen. Mein Bekannter lächelte: „Du kannst davon ganz sicher ausgehen, daß bereits heute nicht nur zwei Studenten, sondern ganze Abteilungen damit beschäftigt sind, das Internet zu überwachen, dort Stimmung zu machen, zu mobben, Verwirrung zu stiften.“

Traditionelle Medienstruktur ist am Ende

Spätestens seitdem bin ich davon überzeugt, ohne es natürlich letztlich beweisen zu können, dass Geheimdienst- und Lobbygruppen-Mitarbeiter hauptamtlich mitmischen. Es folgt der machtpolitischen Logik, daß solvente Institutionen zum Beispiel professionell Einfluss auf die Internet-Enzyklopädie Wikipedia nehmen dürften. Ein solches Rechercheinstrument dürfte kaum dem Zufall überlassen werden. Immerhin sickert gelegentlich aus den etablierten Medien, dass PR-Agenturen und Unternehmen aus Eigeninteresse bei Wikipedia mitmischen. Das dürfte nur die Spitze des Eisbergs sein, denn allein die ungeschickten Akteure lassen sich in Zeiten der IP-Verschleierung erwischen. In Diskussionsforen wird die Sache nicht anders aussehen.

Zwar behalten Schlüsselpositionen in den Nachrichtenagenturen noch eine wichtige Funktion, da viele Zeitungsredaktionen beispielsweise dpa-Artikel massenweise nachdrucken. Das liegt nicht an bösem Willen, sondern schlicht an Geld- und Zeitmangel sowie dem Zwang, täglich Druckseiten zu füllen. Die traditionelle Medienstruktur mit einer ausgewählte Informationen paternalistisch von oben nach unten zum Bürger weiterleitenden Medienredaktion hat aber durch das Internet enorme Konkurrenz erhalten.

Der Bürger kann sich nun seine Informationen und Meinungsangebote ohne flächendeckende redaktionelle Kontrolle selbst aus dem Internet besorgen. Nur noch unverbesserliche „Antifaschisten“ rufen regelmäßig noch offen nach Zensur. Die nun am Beispiel Putin ans Licht gekommene unterschwellige Einflußnahme von oben ist die weit elegantere Möglichkeit in einer modernen Gesellschaft, der es vor allem um die Wahrung ihrer liberalen Fassade geht.

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