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Burmesters Rant

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Ob er mir etwas mitbringen könnte, hat mein Freund mich gefragt, bevor er in die Vereinigten Staaten geflogen ist. Ja, sagte ich, ich hätte gern ein paar Dosen amerikanische Cola, Dr. Pepper, denn so herrlich süße Cola – die gibt es in Deutschland nur selten zu kaufen. Jedenfalls hatte er mir eine Palette mitgebracht, und ich verzehrte gierig drei davon, so daß ich mit knapp einem Liter Zucker und Koffein im Blut gut gelaunt und eifrig einen außerordentlich amüsanten Artikel von Silke Burmester in der Online-Ausgabe des Spiegels lesen durfte. Es ging um Ursula von der Leyen und ihre Vereinigung von Sozial- und Verteidigungspolitik. Ganz in meinem Sinne echauffierte sie sich über diese seltsame und unglaubwürdige Gemengelage, weniger in meinem Sinne war diese recht deutliche Abneigung gegenüber unserer großen deutschen Armee, der Bundeswehr.

Burmesters Text ist reichlich gespickt mit fiesen kleinen Spitzen gegen Soldaten, jedenfalls gegen solche Soldaten, wie sie sie sich vorstellt. Ich würde ihr vorschlagen, sich die Angehörigen der Streitkräfte mal ein wenig genauer anzuschauen, wahrscheinlich wäre ihr der Text dann peinlich. Gut, im Internet hat sich das Stilmittel des „Rants“ etabliert, dieser Begriff bezeichnet einen schriftlichen, oft auch spontan verfaßten Wutausbruch. Wer „rantet“, der darf auch mal über die Stränge schlagen und gilt trotzdem noch als sozial integriert. Zumal, wenn es sich in irgendeiner Form um den guten, gerechten Zorn handelt – also zum Beispiel den, der sich irgendwie gegen mit Gewalt Assoziiertem wendet.

Man muß ihren mit der Abneigung gegen die Bundeswehr verquickten Groll auf unsere Verteidigungsministerin also mit einer gewissen Gelassenheit betrachten. Die Dame hat wohl ihre Contenance verloren, wer will es ihr schon verdenken, es ging ja gegen Gewalt, was ja auch irgendwie künstlerisch wertvoll ist.

Ist ein Wutausbruch elegant?

Bleibt nur die Frage nach der Eleganz eines Wutausbruchs, die ich, wenn sie in der Form: „Ist ein Wutausbruch elegant?“ gestellt würde, mit: „Öhm. Laß mich kurz überlegen. Nein.“ beantworten würde.

So sitze ich nun an der Tastatur meines Rechners, gefalle mir in meiner Gelassenheit und blicke sinnend aus dem Fenster. Ich nehme die Finger meiner rechten Hand von den Tasten j, k, l und ö, drehe die Handfläche zu meinem Gesicht und blicke friedlich auf meine gepflegten Fingernägel. Silke Burmester, denke ich mir, sie ist so aufgebracht.

Während ich meine vierte Dose Dr. Pepper öffne und schmunzelnd an den Mund führe, bin ich mir sicher, daß alles gut wird. Zumal ich keinen Dosenpfand für den US-Import gezahlt habe und – passiv-aggressiv, wie ich halt bin – das Blech über den normalen Hausmüll entsorgen werde. Und nicht über den Gelben Sack, so wie Silke Burmester es wahrscheinlich selbst in größter Rage tun würde.

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