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„Nein, ich will kein Deutscher sein“

„Nein, ich will kein Deutscher sein“

„Nein, ich will kein Deutscher sein“

 

„Nein, ich will kein Deutscher sein“

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Deutsche Politiker haben Probleme: Die hierzulande lebenden und ach so innig geliebten Ausländer wollen sich trotz aller Bemühungen nicht einbürgern lassen. In Nordrhein-Westfalen haben sich beispielsweise zwischen 2000 und 2012 nach Angaben des Landesintegrationsministeriums lediglich rund eine halbe Million Menschen für den deutschen Paß entschieden. Unter den 30.282 Eingebürgerten im vergangen Jahr waren rund 12.000 Türken.

Das soll sich nun ändern, sagt Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD),  weshalb sie und ihre Minister für Integration und für Inneres, Guntram Schneider (SPD) und Ralf Jäger (SPD), eine „Einbürgerungsoffensive“ ins Leben gerufen haben. „Ja ich will“, heißt die neue Kampagne, die Ausländer, die bislang den deutschen Paß verweigert haben, genau dazu motivieren soll.

Doch das wird gar nicht so leicht, wie sich die nordrhein-westfälischen Politiker das vorstellen. Denn eine Umfrage des Zentrums für Türkeistudien in Essen macht deutlich, daß ein Großteil der türkischstämmigen Menschen gar nicht eingebürgert werden will: Nur acht Prozent von ihnen können sich vorstellen, den deutschen Paß anzunehmen. Der Grund: Wenn sie Deutsche werden wollen, müssen sie ihre türkische Staatsangehörigkeit aufgeben. Und dazu sind die meisten nicht bereit.

Nationalität ist Herzenssache

Die Studie belegt, daß sich viele Türken stärker mit ihrem Herkunftsland als mit Deutschland identifizieren. Auch die Einbürgerung würde an dieser Tatsache nichts ändern, heißt es. Gut ein Viertel (27 Prozent) ist froh, die alte Staatsbürgerschaft aufgegeben zu haben, mehr als die Hälfte stimmt dem jedoch gar nicht zu. Trotz der notwendigen Aufgabe der türkischen Staatsbürgerschaft fühlt sich die weit überwiegende Mehrheit (90 Prozent) weiterhin der Türkei sehr oder eher zugehörig und 83 Prozent würden eine Wiedereinbürgerung in die Türkei beantragen, wenn dies möglich wäre.

Daß Nationalität eine Herzenssache und eben nicht nur kalter Opportunismus ist, kann Hannelore Kraft offenbar nicht verstehen: „Viele sind hier geboren, viele leben seit Jahrzehnten hier. Die große Mehrheit erfüllt alle Voraussetzungen zur Einbürgerung, aber dennoch gehen nur wenige Zehntausend Jahr für Jahr diesen Schritt. Das zeigt auch, daß wir noch viel tun müssen, damit dieser Schritt selbstverständlicher wird“, sagte die Ministerpräsidentin im vergangenen Monat. Deutschland müsse „ein echtes Einwanderungsland und Einbürgerungsland werden mit einer Willkommens- und einer Anerkennungskultur“. Also liegt es mal wieder an der deutschen Mehrheitsgesellschaft, die die Ausländer nicht genug willkommenheißt.

Gefühlsarmer Umgang mit Nationalität

Hannelore Krafts Einstellung macht klar, welch seltsames Verständnis viele Deutsche von Heimat, Nationalität und Staatsbürgerschaft haben. Es ist zwar kein Wunder nach Jahrzehnten der Umerziehung in Sachen Nationalismus. Doch ein wenig unverständlich wird es für eine Ausländerin wie mich dennoch bleiben: Es ist erstaunlich, wie leichtsinnig, respektlos und gefühlsarm in Deutschland mit Nationalität umgegangen wird. Als ob sie eine kaufbare Ware wäre. So verwundert es auch nicht, daß so „wenige“ Ausländer den deutschen Paß und damit die Staatsangehörigkeit und Zugehörigkeit zum Deutschen Volk beziehungsweise seiner Bevölkerung gar nicht haben wollen – wenn die Einheimischen sie selbst kaum wertschätzen.

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