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Freiheit und Liebe

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Es vergeht kaum ein Tag, an dem es uns in Medien und Politik nicht eingeredet wird: Die fehlende „Vereinbarkeit von Familie und Beruf“ und vor allem fehlende finanzielle Anreize und Betreuungsangebote seien der Grund dafür, daß in Deutschland so wenige Kinder geboren würden – sofern die demographische Krise überhaupt als ernstes Problem erachtet wird. Von der CSU bis zu den Grünen herrscht auch bei diesem Thema ein Allparteien-Meinungskonsens.

Dabei zeigen massenhaft empirische Befunde und Fakten glasklar, was für ein Unsinn das ist. Es hat in Zeiten mit einem viel schlechteren Lebensstandard schon höhere Geburtenraten gegeben, und es gibt andere Länder mit viel schlechterem Lebensstandard, in denen mehr Kinder geboren werden. Bereits 2006 sank die deutsche Geburtenrate auf den tiefsten Stand seit 1945. Zudem gibt es teilweise in Bundesländern, die schlechtere Betreuungsmöglichkeiten aufweisen, höhere Geburtenraten.

Der Vorsitzende der CDU-Landtagsfraktion von Sachsen-Anhalt, André Schröder, wagte im vergangenen Jahr ein paar familienpolitische Aussagen, die es in sich haben. „Im Vergleich zu 1960“, so Schröder, „wendet der deutsche Staat heute fast doppelt soviel Geld für Familien auf.“ Die Geburtenrate habe sich seit dieser Zeit jedoch halbiert. Und wie reagieren Schröder und seine CDU auf diesen eindeutigen und für die Zukunft unseres Landes existenziellen Befund? Sie schmeißen nicht etwa ihre gesamte Familienpolitik über den Haufen und denken auch nicht über die Notwendigkeit eines Wertewandels nach. Im Gegenteil – das familienpolitische Konzept der CDU Sachsen-Anhalt setzte daraufhin vor allem auf eines: mehr Geld und mehr Betreuung.

Schleichend daran gewöhnt, daß man mit 30 noch kinderlos ist

Mir scheint, daß das Problem eher in einem medial, politisch und gesellschaftlich völlig kranken Klima liegt. Es wird nicht mehr zur Familiengründung ermutigt, sondern potenzielle Eltern bekommen mit einem ständigen  sozialkritischen Jammerdiskurs eingeredet, daß man sich heutzutage keine Kinder leisten könne. Zudem sind Familie, Ehe und Treue keine Leitbilder mehr, sondern man huldigt einem dekadenten „anything-goes“-Zeitgeist, der sich an der „Buntheit“ durch die Pluralisierung von Lebensmodellen erfreut. Vor allem aber spricht fast niemand mehr aus, daß Familiengründung wichtiger ist als die Berufstätigkeit beider Elternteile oder die Spanien-Reise – weshalb diese Dinge eben notfalls geopfert werden müssen, um die Familiengründung zu ermöglichen.

Schleichend hat sich die Gesellschaft auch daran gewöhnt, daß es bereits als normal gilt, wenn man mit 30 oder gar 35 Jahren noch kinderlos ist. Nun kann so etwas natürlich immer auch verständliche individuelle Gründe haben. Aber wenn man solche Biographien als „normal“ und unproblematisch einordnet, dann sind junge Leute natürlich eher geneigt, sich daran zu orientieren. An diesem kranken, medial multiplizierten Klima muß man ansetzen, um aus der demographischen Misere herauszukommen. Ein politisch-mediales Klima für Familiengründung muß her!

„Fortpflanzung? Später!“, titelte kürzlich die linksliberale Wochenzeitung Die Zeit. In dem dazugehörigen Artikel ging es um ein medizinisches Verfahren, mit welchem Frauen im hohen Alter noch schwanger werden können. Vermutlich ahnen die feinen Zeitgeist-Journalisten von der Zeit noch nicht einmal, wie verantwortungslos und dümmlich der Titel ist. Doch auch bei der Konkurrenz sieht es nicht besser aus: „Kinder? Nein, danke!“, lautete am vergangenen Wochenende eine Überschrift im Qualitätsblatt Frankfurter Allgemeine Zeitung. Dekadenter geht’s nimmer. Autorin Eva Berendsen echauffiert sich über angeblichen Rechtfertigungsdruck von kinderlosen Frauen, „als existierte neben Kindern nichts Sinnstiftendes auf dieser Welt“.

In Jugendstudien erlebt die Familie eine Renaissance

Derweil bringt das Zeitgeist-Magazin Neon in seiner August-Ausgabe eine Titelgeschichte zum Thema „Freiheit oder Liebe – Warum es noch nie so spannend war, Single zu sein“. Das Blatt beklagt eine „globale Pärchendiktatur“ und findet, daß Singles keine „bedauerliche Mängelwesen“ seien. Daß der Anteil der Singles auf bedrohliche Weise immer mehr ansteigt, findet man offenbar nicht weiter schlimm: „Die Ansprüche an einen ‘passenden’ Partner sind höher geworden. Und das ist doch auch vernünftig.“ Daß mit diesen steigenden, „vernünftigen“ Ansprüchen auch das Risiko der Kinderlosigkeit wächst, scheint die Neon-Autoren nicht zu inkommodieren – Kinder tauchen in dem mehrseitigen Artikel gar nicht auf.

Dabei schreiben diese Progressiven allerdings an der Gesellschaft vorbei, denn Jugendstudien zeigten zuletzt immer wieder, daß wir eine Renaissance des Werts der Familie erleben. Fortpflanzung? Früher, als es euch einfältigen progressiven Meinungsmachern recht ist!

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