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Don’t mention the war

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Don’t mention the war

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Cato, Palmer, Exklusiv

Die ersten Gedenktage an die Befreiungskriege gegen Napoleon vor zweihundert Jahren sind ohne öffentliche Aufmerksamkeit verstrichen – als schämte man sich dieser historischen Stunde, von der der moderne deutsche Nationalstaat seinen Anfang nahm. In Großbritannien kennt man solche Komplexe nicht: Da planen und feilen der Premierminister und seine Regierung jetzt schon intensiv am würdigen Gedenken an den Ersten Weltkrieg, dessen Ausbruch sich im August 2014 zum hundertsten Male jährt.

Für die Briten war „The Great War“ das einschneidende Ereignis im 20. Jahrhundert mit dem höchsten Blutzoll. „Remembrance Sunday“ (entspricht unserem Volkstrauertag, nur ohne politkorrekte Verrenkungen) und „Poppy Appeal“, zu dem jung und alt Mohnblüten-Anstecker zur Erinnerung an die Blumen auf den Schlachtfeldern und Gräbern Nordfrankreichs tragen, erinnern jeden November daran.

Kaum eine Gemeinde, die keine Gefallenen zu beklagen hatte, erinnerte Premier Cameron in seiner Rede im frisch renovierten „Imperial War Museum“ am 12. Oktober 2012, in der er bereits – fast zwei Jahre vor dem Jubiläum – die Grundlinien des Gedenkprogramms skizzierte. 50 Millionen Pfund will die britische Regierung über einen Zeitraum von vier Jahren bereitstellen.

Unaufgeregte, versöhnliche Töne

Der Jahrestag des Kriegsausbruchs im August ’14, die Landung in Gallipoli, die Somme-Schlacht, Passchendaele und „Armistice Day“, der Tag des Waffenstillstands, sind die Schlüsseldaten, präzisiert Frauen- und Kultusministerin Maria Miller. Bildungs- und Kommunalministerium planen Projekte für Schulkinder, um das Erbe jener Zeit für kommende Generationen lebendig zu halten: Nachforschungen über Kriegsteilnehmer aus der eigenen Gemeinde und Schulklassenbesuche auf den großen Schlachtfeldern; jede Klasse soll im vierjährigen Gedenkzeitraum einmal drankommen.

Bemerkenswert ist die Unaufgeregtheit in der historischen Einordnung. Keine Rede vom Mythos der deutschen Alleinkriegsschuld, im Gegenteil: Das Versagen beim Friedensschluß habe erst die Entstehung von Nationalsozialismus und Bolschewismus begünstigt und zwanzig Jahre später den nächsten Weltkrieg entfesselt, sagte Cameron in seiner Rede; für denkende Historiker ein Allgemeinplatz, für schuldstolze deutsche Nationalneurotiker noch immer ein rotes Tuch.

Überraschend die versöhnlichen Töne in Richtung Deutschland. Es solle doch vor allem um die Fakten gehen, betont Kulturstaatssekretärin Maria Miller; und der fürs Kommunale zuständige Kabinettskollege Eric Pickles plädiert eindringlich, aus den Gedenkveranstaltungen kein „antideutsches Festival zu machen“. Seid bloß nicht garstig zu den Deutschen, spottet die Boulevardpresse schon.

Den Schuldweltmeistertitel lassen wir uns nicht nehmen

Klingt ein wenig nach dem „Don’t mention the war!“, mit dem John Cleese als Hotelbesitzer Basil Fawlty in der legendären Serie „Fawlty Towers“ seine Angestellten verdonnert, die deutschen Gäste nur ja nicht zu provozieren, und sich dann selbst am wenigsten beherrschen kann. Aber keine Sorge: Wenn den Engländern nicht doch noch der Gaul durchgeht, dann werden unsere eigenen Politiker und Repräsentanten schon dafür sorgen, daß Deutschland nicht zu gut dasteht und auch die Initialkatastrophe, in die die Völker Europas zu Beginn des 20. Jahrhunderts hineingeschlittert sind, allein auf die eigene Kappe nimmt. Den Schuldweltmeister-Status lassen wir uns nämlich von keinem einfach so wegnehmen.

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