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Die AfD als Inspirationsquelle

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Die AfD als Inspirationsquelle

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Wenn der schauerliche Wahlkampf übermorgen endlich zu Ende geht und die Bundestagswahl beginnt, werden sich viele Konservative vor allem für eine Frage interessieren: Wird die eurokritische und liberalkonservative Alternative für Deutschland in den Bundestag einziehen? Aber unabhängig davon, ob die AfD es ins Parlament schaffen wird oder nicht: Schon jetzt scheint mir, daß uns Konservativen der AfD-Wahlkampf als wahres Lehrstück und als reichhaltige Inspirationsquelle dienen kann. Die Eurokritiker haben in punkto Selbstdarstellung fast alles richtig gemacht.

Es ist der AfD gelungen, viele ehemals von Linken monopolisierte Begriffe wie „alternativ“, „demokratisch“, „Solidarität“ und „Frieden“ zu besetzen und mit ganz neuen, nationalliberalen und wertkonservativen Inhalten zu verbinden. Der linke Soziologe Andreas Kemper wird deshalb bereits nervös: In seinem Anti-AfD-Buch „Rechte Euro-Rebellion“ ätzt er mit erkennbar angeschlagener Laune von einer „rechten Diskurspiraterie“, die von der AfD betrieben würde. Und in der Tat: Manche Politiker wirkten in Fernsehsendungen ziemlich verdattert, wenn der AfD-Sprecher Bernd Lucke seinen Gegnern eine „nationalistische“ Denkweise attestierte, weil diese die Auflösung der Eurozone nur einseitig unter dem Gesichtspunkt des deutschen Arbeitsmarktes sähen.

Manche Konservative argwöhnten nun aus teilweise verständlichen Gründen, daß die AfD eine angepaßte „CDU 2.0“ werden und „heiße Eisen“ wie die Zuwanderungspolitik meiden würde. Die jüngsten Entwicklungen im Wahlkampf deuten jedoch stark darauf hin, daß es Anlaß zu überwiegendem Optimismus gibt: Mit der Forderung nach einer Abschaffung der GEZ-Zwangsabgaben dürfte sich die AfD in die Herzen unzähliger Fernsehzuschauer geschrieben haben. Und Parteichef Bernd Lucke thematisierte sehr wohl die Mißstände und Blauäugigkeiten der Einwanderungspolitik, wobei er freilich jeden mißverständlichen Eindruck vermied, daß es ihm um pauschalisierende Urteile oder gar hetzerische Stimmungsmache ginge.

Verschmelzen in der AfD Konservatismus und Moderne?

Statt dessen betonte er die Tatsache, daß eine Einwanderung von Personen, die im deutschen Arbeitsmarkt womöglich keine Chance hätten, auch nicht im Interesse der betreffenden Einwanderer wäre. Durch die taktisch geschickte und übrigens auch völlig richtige Forderung nach einer Arbeitserlaubnis für Asylbewerber gelang es der AfD zudem, extremistische und unappetitliche politische Zirkel einigermaßen abzuschrecken. Diese Zirkel hätten es andernfalls vielleicht bereits zustande gebracht, den nunmehr möglichen Wahlerfolg durch unqualifizierte Kommentare vorzeitig zu vermasseln.

Und auch im Umgang mit dem Internet trotzte die AfD allen platten und billigen Klischees, die pauschalisierend über vermeintlich verstaubte Konservative verbreitet werden. Mit über 73.000 Anhängern landet die durchaus konservativ profilierte Facebook-Seite der „ersten Facebook-Partei“ (Andreas Kemper) auf Platz zwei hinter den Piraten, die sie wohl auch bald einholen werden. Nein, der Facebook-Auftritt der AfD wirkt nicht wie die virtuelle Klagemauer von nörgelnden Altkonservativen, sondern besticht mit bissigem Humor, jugendlichem Esprit und Kreativität. Eine Bildmontage dieser Facebook-Seite bildete Graf Stauffenberg am 20. Juli dieses Jahres neben dem Bundestagsgebäude ab, um an den Hitler-Attentäter zu erinnern. Stauffenberg auf einer prominenten Facebook-Seite: Vielleicht wird dies einmal als Symbol für die Verschmelzung von Konservatismus und Moderne, wie sie in der AfD stattfindet, in die Geschichte eingehen.

Die moralisierenden Volkserzieher können sich warm anziehen: Das Jahrhundert des Konservatismus hat gerade erst begonnen.

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