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Zweckbündnisse und Halbwahrheiten

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Zweckbündnisse und Halbwahrheiten

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Den Bundespräsidenten darf selbstverständlich nur die Crème de la Crème der politischen Nachrichtenwelt aus den öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten interviewen. Es kam daher auch nicht von ungefähr, daß sich mit Bettina Schausten und Ulrich Deppendorf die Leiter der Hauptstadtstudios von ZDF und ARD einfanden, um Christian Wulff zu befragen.

Der Bundespräsident stand nach dem Bekanntwerden seiner Freundschaftsdienste sprichwörtlich an der Wand. Beide Journalisten hatten die Chance, alle fragwürdigen Gepflogenheiten des Bundespräsidenten zu hinterfragen. Und was haben sie daraus gemacht? Nichts. Man hatte den Eindruck, der Bundespräsident ist gerade deswegen zu den öffentlich-rechtlichen Sendern gekommen, damit er keine intelligenten Fragen und Nachfragen befürchten muß.

Gut ein Viertel des Interviews wurde dafür verschwendet, um zu erörtern, ob der Bundespräsident trotz seiner Anrufe bei der Springer-Presse noch das Grundrecht der Pressefreiheit befürwortet oder nicht. Als ob durch diese Telefonate auch nur eine Sekunde lang die Pressefreiheit in Deutschland und insbesondere die der Bild-Zeitung gefährdet gewesen wäre. Was für eine lächerliche und belanglose Diskussion.

Der Anschein der Bestechlichkeit

Im späteren Verlauf des Interviews erdreistet sich Wulff zu sagen, daß er nicht Präsident in einem Land sein möchte, in dem man sich nicht Geld von Freunden leihen kann. Welche Reaktion erfolgt von den beiden Top-Journalisten? Keine, denn weder Deppendorf noch Schausten haben die eigentliche Problematik verstanden. Natürlich kann sich auch der Bundespräsident Geld von Freunden leihen. Problematisch wird es nur, wenn einer dieser angeblichen Freunde einen Tag später als Mitglied seiner Wirtschaftsdelegation auftaucht.

Das ist das Verwerfliche; es scheint so, als wenn nur aufgrund der Kreditgewährung von 500.000 Euro die Einladung zur Teilnahme an der Reise mit dem Bundespräsidenten durch diesen erfolgte. Und dieser Anschein der Bestechlichkeit sollte beim höchsten Repräsentanten des deutschen Staates unbedingt vermieden werden. Beide Journalisten schweigen dazu, anstatt diese Problematik offenzulegen.

Und auch das Übernachten bei Freunden wird von den Journalisten falsch bewertet. Christian Wulff wäre gut beraten, sich nicht von einem Wolf-Dieter Baumgartl, Aufsichtsratschef der Talanx Versicherungsgruppe, oder von einem Carsten Maschmeyer, Gründer des Finanzdienstleisters AWD, in mallorquinische Villen einladen lassen, denn auch hier könnte ein Hauch von Korruption in der Luft liegen. Und zwar völlig unabhängig davon, ob Wulff seine Aufenthalte in den Wohnungen mit 150 Euro oder noch höheren Summen für eine Nacht vergütet oder nicht. Erst hält Wulff die Laudatio auf Maschmeyers Ehrendoktorwürde und dann wird er in dessen Villa eingeladen; es besteht eine reine Zweckfreundschaft, so scheint es.

Honoratioren sollen das Image aufpolieren

Hochrangige Manager laden Wulff – wahrscheinlich aus ureigenstem Interesse – ein. Diese Freundschaften sind nicht seiner Person, sondern seinem Amt geschuldet. Carsten Maschmeyer zum Beispiel sucht die Nähe zu berühmten Personen oder zu honorigen Persönlichkeiten, um selber honorig zu erscheinen. Der Anschein, der dabei erweckt werden soll: Maschmeyers Firmen und er selber können nicht fragwürdig sein, ansonsten würde der Bundespräsident sich nicht mit dem abgeben.

Dabei geht es nicht um eine Vergütung von 150 Euro die Nacht. Bettina Schausten versteht die Zusammenhänge nicht und lügt auch noch Christian Wulff und 11,5 Millionen Zuschauer an, wenn sie sagt, sie würde das ihren Freunden zahlen. Peinliche Vorstellung. Insgesamt haben die Fragestellerin und der Befragte zu diesem Zeitpunkt zueinandergepaßt, denn beide scheitern in ihren Berufen kläglich.

Wulff sagte, auch er habe Menschenrechte als Bundespräsident. Keine Nachfrage der Journalisten, ob und wie diese Rechte des Präsidenten denn verletzt worden seien? Wie auch? Dafür hätte man mitdenken müssen. Vielmehr provoziert Schausten mit der vorbereiteten Behauptung, er sei ein Bundespräsident auf Bewährung. Die Befragung des Bundespräsidenten war eine lächerlich schwache journalistische Leistung von Ulrich Deppendorf und Bettina Schausten.

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