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Reif für den Eisberg

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Es gab mal Zeiten, so in den Achtzigern, Neunzigern, da war Titanic richtig gut. Als Student hatte ich sogar ein Abo. Für die funkelnd-inkorrekten Gemeinheiten, die Eckhard Henscheid regelmäßig in den „Briefen an die Leser“ unterbrachte, oder für Greser & Lenzens subversive „Führer privat“-Cartoons nahm man ein, zwei Seiten langweiliges linkes Ideologie-Gesülze gern in Kauf. Konnte man ja einfach überblättern.

Inzwischen ist es umgekehrt. Titanic ist ein politkorrektes Langweiler-Magazin geworden. Um vielleicht mal ein, zwei gute Pointen zu finden, muß man erst mal einen ganzen Wust an linkem Ideologiemüll und platter „DDR“-Verherrlichung beiseite räumen. Mein Abo hab ich längst – und trotzdem viel zu spät – gekündigt. Geistig und witztechnisch sind die Titanic-Macher in der Ära Kohl stehengeblieben. Von Mal zu Mal sind die nachwachsenden Redakteursgenerationen humorloser und frühvergreister geworden. Sogar dem Tagesspiegel ist jetzt aufgefallen, daß den Titanicern zu aktuellen Themen nichts Gescheites mehr einfällt.

Unter lauter linken Clowns können die Rechten nur noch lachen

Während die französischen Kollegen von „Charlie Hebdo“ tatsächlich vor niemand Respekt haben und auf den Mohammed-Video-Rummel mit einem – allerdings auch nicht übermäßig witzigen – Mohammed-Karikaturen-Schnellschuß aufgesprungen sind, macht Titanic im Oktober mit einer müden „Bettina-Wulff-dreht-Mohammed-Video“-Fotomontage auf. Die bösen Jungs provozieren, doch, ja, schon, wegen der Auflage, aber nur ganz wenig, damit sie nicht wirklich austicken – Gähn. Am Papst kühlen sie ihr Mütchen, vor dem muslimischen Krawallpöbel ziehen sie den Schwanz ein.

Nein, Titanic ist reif für den Eisberg. Wolfram Weimer plant nach Cicero und Focus, jetzt diesen Part zu übernehmen: Ende November will er pardon wiederbeleben, das vor 50 Jahren gegründete zeitweilige Leib- und Magen-Blatt der linken Intelligenzija, das einst ebenfalls an Überpolitisierung einging. Ob er’s besser macht? Immerhin, feige ist Weimer nicht.

Die Frage, die uns als Studenten schon umtrieb – und bei deren Lösung wir über einige weinselige Skizzen auch nicht hinausgekommen sind – steht aber immer noch im Raum: Wann endlich kommt das endgültige rechte Satiremagazin? Im Netz gibt’s ja vielversprechende Ansätze wie diesen, der übrigens aus einem früheren pardon-Wiederbelebungsversuch entstanden ist. Nur Mut: Der Geist steht rechts, wo man sich keine Illusionen über die Wirklichkeit macht. Der Humor auch.

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