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Chantalismus ade

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Chantalismus ade

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„Gestatten, wir heißen Chantal und Kevin Paulwitz.“ Hätte ich meine Kinder etwa so nennen sollen? Sie meinen, das klänge furchtbar? Doch schwömme ich damit mitten in jenem Strom, wehrlose Kinder mit ausgefallenen Namen zu belasten. Dieses Phänomen hat auch einen Namen, nein, sogar zwei: „Chantalismus“ und „Kevinismus“ wüten in Deutschland.

Um sich gründlich davon überzeugen zu lassen, daß wir ein Volk voller bekloppter Nichtslinge geworden sein müssen, genügt es, einen Samstagvormittag lang die Durchsagen im Möbelhaus Ikea abzuhorchen: „Aishe Marie möchte bitte aus dem Kinderparadies abgeholt werden!“ Auch ein Blick in die Zeitungen macht die onomastische Kindesmißhandlung offenkundig: Klea zum Beispiel wurde am 6. Februar geboren. Überglücklich verkünden Vater und Mutter in einer Anzeige: „Es freuen sich die stolzen Eltern, Mimoza und Leon, und die Schwester Kolesa.“ Und zu Weihnachten gab das Delmenhorster Kreisblatt die Geburt eines Christkindes bekannt: „Baby Jon Bon Gerri wählte den 1. Weihnachtsfeiertag für seinen großen Auftritt.“

„Kevin ist eine Diagnose“

Dabei ekelt sich das Bildungsbürgertum längst vor diesen Namen. „Kevin ist kein Name, sondern eine Diagnose“, faßte es einmal eine Grundschullehrerin bündig zusammen. Eine angehende Lehrerin, die an der Oldenburger Universität lernte, befragte im Jahr 2009 rund 2.000 Grundschullehrer nach ihren Namensvorlieben. Dabei kam heraus: Wenn Lehrer Vornamen wie Chantal, Justin, Dennis, Marvin und Jaqueline hören, verbinden sie das mit auffälligem Verhalten und schwachen Leistungen. Kevin führt die Rangliste der unbeliebten Namen an. Als freundlich und leistungsstark gelten hingegen Alexander, Maximilian, Lukas und Jakob, sowie Charlotte, Marie, Emma und Katharina.

Eltern sollten ihren Sohn folglich lieber Hans nennen. Dann braucht er sich wenigstens nicht zu schämen, wenn er wegen seines Namens „gehänselt“ wird. Doch es besteht noch Hoffnung: „Das war’s wohl, Justin und Jason“, meldete der Namensforscher Knud Bielefeld im Januar dieses Jahres. Auch „Kevin“ ist vom ersten Platz unter den beliebtesten Vornamen im Jahre 1991 inzwischen auf den 119. Platz im vergangenen Jahr gesunken. Im Sinkflug befinden sich außerdem Amy, Fiona, Joel und Yannis. Sie wurden gegenüber 2010 deutlich unbeliebter. Normale Namen sind hingegen tatsächlich im Kommen: Oskar ist von Platz 63 (2010) auf 31 (2011) gestiegen, Emil von 44 auf 34, Anton von 43 auf 33. Bei den Mädchen rückten zum Beispiel Lotta (von 55 auf 38) und Sophia (von 14 auf 9) nach oben.

Don-Corleone Kwiek und Sementha Charlize

Die Gründe dafür liegen wohl nicht nur darin, daß modische Hollywood-Namen nach kurzer Zeit lächerlich klingen. Auch der wachsende Spott über verrückte Vornamen verfehlt seine Wirkung sicher nicht. Netzangebote wie „Chantalismus“ verhöhnen erfolgreich die Namensspinner. Dort wird gefragt: „Wenn Kinder die Eltern für die Namensgebung verklagen könnten, würden sie?“ Auf dieser Netzseite finden wir so schreckliche Namen wie Ulysses-Aemilius Werner Heiner, Don-Corleone Kwiek, Sementha Charlize, Giulia-Aaliyah, Jette Wally, Jeremy Antwuan, Phoebe-Leilani. Noch geht den Betreibern der Seite der Stoff nicht aus. Verspotten wir diese Namen also weiter hinunter in den Keller.

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