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Sarrazin, Kreuzberg und der Vorbürgerkrieg

Sarrazin, Kreuzberg und der Vorbürgerkrieg

Sarrazin, Kreuzberg und der Vorbürgerkrieg

 

Sarrazin, Kreuzberg und der Vorbürgerkrieg

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„Tief nachdenklich“ ist Thilo Sarrazin von seinem Besuch in Kreuzberg zurückgekommen. Dazu hatte er auch allen Grund: Er hatte gerade einen Frontbesuch im sich abzeichnenden multikulturellen Bürgerkrieg gemacht. Unübersichtliche Frontverläufe sind ein Charakteristikum von Bürgerkriegen. Sie entstehen, wenn zwischen Einwohnern desselben Landes, die unterschiedlichen Völkern angehören, ethnische Konflikte aufbrechen. Sie entstehen auch, wenn Angehörige desselben Volkes durch eine spalterische Ideologie aufeinandergehetzt werden.

In Kreuzberg kann man beides beobachten. Das „Sarrazin muß weg aus Kreuzberg!“ mit dem der Buchautor vom alevitischen Gemeindezentrum weggebrüllt wurde, ist ein getreuliches Echo des „Haut ab, das ist unser Bezirk!“, mit dem jugendliche Einwanderer gerne im Rudel auf einzelne deutsche Passanten oder Polizeistreifen losgehen, weil sie eben Deutsche hassen. In der Chronik des Internetprojekts Sarrazin klar erkannt hat: „Güner Balci meinte etwas bitter, an der Stelle des Managers hätte sie das durchgestanden und die Polizei geholt. Ich erwiderte, das sei ja gerade das Problem. Unter Druck gehöre die Loyalität dieses erfolgreichen deutsch-türkischen Geschäftsmannes offenbar eher den Krawallmachern der eigenen Volksgruppe als dem deutschen Gast.“

Zurück zu den Aleviten: Sind sie – eigentlich eine eher assimilationsbereite Einwanderergruppe, der beispielsweise auch die Sarrrazin begleitende Journalistin Güner Balci angehört – also Sarrazinhasser oder Deutschenhasser? Dieser Fall ist komplizierter. Denn die alevitische Gemeinde hatte zunächst ja nichts gegen einen Besuch des ehemaligen Finanzsenators gehabt. Hier kam es nicht, wie beim vorangegangenen Restauranttermin, durch einen fanatischen Landsmann, sondern offensichtlich unter dem Einfluß linker Hetzer zu der Absage, die als öffentliche Demütigung inszeniert wurde. Kaum zufällig saßen notorische linksextreme Einpeitscher mitten unter der blökenden Menge.

Triumph von Psychoterror und Macht des Straßenmobs

Zahlreiche Aleviten haben sich öffentlich von diesem Verhalten ihrer Glaubensgenossen distanziert. Bal paradox: Diejenigen, die Thilo Sarrazin als „Hetzer“ und „Gesellschaftsspalter“ niederbrüllen, reißen selbst die tiefsten Gräben auf. Sarrazins Kreuzberger Erfahrung, die er gemeinsam mit Güner Balci gemacht hat, ist paradigmatisch: Wer – als Deutscher oder als assimilierter Einwanderer – gegen die Multikulti-Ideologie ketzert, sitzt auf einmal im selben Boot wie der Deutsche, den die Landnahme von Einwanderern aus anderen Kulturkreisen zum Fremden im eigenen Land gemacht hat: Er fühlt sich „weggemobbt“ aus dem Bezirk. Ein „Triumph von Psychoterror und der Macht des Straßenmobs“, schreibt Frontmann Heinz Buschkowsky, der Neuköllner Bezirksbürgermeister.

Mit dem Straßenmob triumphiert Özcan Mutlu, der Kreuzberger Grünen-Abgeordnete. Er fühlt sich auf der Siegerstraße, mögen doch „Sarrazin und seinesgleichen“ sagen, was sie wollen. Mutlu verklärt die Bürgerkriegsinszenierung fanatischer Landsleute und linksdeutscher Einpeitscher als „politische Reife“, verabsolutiert seine linken Gesinnungsfreunde und türkischen Volksgenossen als „die Kreuzberger“, die anderen fliegen zu Recht raus.

Einfältige Multikulti-Friede-Freude-Eierkuchen-Jubelarie

Der Stimmen der Stammesbrüder, die er auf Wahlplakaten auf türkisch adressiert, weiß er sich sicher, die grünlinken Kollaborateure umschmeichelt Mutlu mit einer Multikulti-Friede-Freude-Eierkuchen-Jubelarie auf das „vielfältig, bunt, reich“ verklärte Kreuzberg, wie sie Claudia Roth nicht einfältiger singen könnte.

Croissants beim libanesischen Bäcker, Cappuccino beim vietnamesischen Kiosk, Tulpen von Blumen-Dilek und „leckere Hülsenfrüchte aus Israel“ bei „Smyrna“ – aber von deutschenfeindlicher Gewalt reden die Mutlus dieser Republik nicht, „Einwanderungsgesellschaften sind selten frei von Konflikten“, das war’s. Und Rassisten sind immer die anderen, die Sarrazins, die Deutschen. Die Bürgerkriegsgewinnler sitzen auf dem hohen Roß, die deutschen Multikulti-Verlierer haben keine politische Lobby. Auch deshalb habe ich mit Götz Kubitschek dieses Buch geschrieben.

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