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Pofallas und Anti-Pofallas

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Pofallas und Anti-Pofallas

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Ich weiß nicht, ob sich Roland Pofalla die gerade viel zitierten Redewendungen zuerst von seiner Frau oder einem ehemaligen Unions-Wähler anhören mußte, aber sei‘s drum; seinen Kollegen Wolfgang Bosbach respektive dessen „Fresse“ kann er jedenfalls nicht mehr sehen und dessen „Scheiße“ auch nicht mehr hören. Gut, um ganz ehrlich zu sein: ähnliches denke ich mir auch manchmal, wenn ich bei Pofalla nicht schnell genug wegzappe. Pofalla, dieser Prototyp für Merkels Jünger: Blaß, ausdruckslos, austauschbar. Ihr einziges Interesse: Die Macht und deren Erhalt. Ihr Nebenwerk: Das Auszehren der CDU. 

Als Bedrohung eben jener Macht hatte Pofalla Bosbach wahrgenommen. Denn wenn Bosbach ein paar mehr CDU-Abgeordnete davon hätte überzeugen können, gegen den Rettungsschirm zu stimmen, dann wäre die Kanzlermehrheit dahin gewesen, die Regierung beschädigt und der Ruf nach Neuwahlen laut geworden, fürchtete wohl Pofallas. Nicht ganz unbegründet, doch wieso eigentlich? Muß eine Regierung tatsächlich zurücktreten, wenn ihr 80 Prozent des Parlamentes zustimmen?

In kaum einem anderen Land gibt es einen derartigen Zwang zum Fraktionszwang. In den USA kommt es regelmäßig zu Mehrheiten durch „Abweichler“ der anderen Partei. In unseren Nachbarländern finden sich diverse Beispiele für Minderheitsregierungen, die einwandfrei funktionieren und mehrere Legislaturperioden überstehen. Aber in der Enge des Denkens der hiesigen Pofallas kommt so etwas nicht vor.

Ob Bosbach mal an Hohmann denkt?

Die eigene Inhaltslosigkeit wird mit aller Schärfe des Mittelmäßigen gerade auch nach innen vertreten und wer da aufmuckt ist ein Querulant. Dabei ist gerade Wolfgang Bosbach alles andere als das. Er ist der Typ Parteisoldat. Loyal bis zum Ende entläßt er nun auch Pofalla aus einer öffentlichen Entschuldigung und geht als menschlicher Sieger vom Platz. 

Doch halt, war da nicht was? Wie hatte sich Bosbach eigentlich verhalten, als das – auch fraktionsinterne – Kesseltreiben gegen seinen Parteifreund Martin Hohmann losging? „Diesen Kritikern (des Parteiausschlußverfahrens gegen Hohmann), die nicht erkennen wollen, daß die Rede unerträglich und antisemitisch war, müssen wir jetzt die klare Kante zeigen“, so Bosbach damals.

Martin Hohmann mußte sich daraufhin von deutschen Gerichten bestätigen lassen, daß seine inkriminierte Rede natürlich nicht antisemitisch war. Doch da war er in der CDU schon erledigt und auch von Bosbach ist dafür keine Entschuldigung überliefert. Heute muß sich also Bosbach als „anti-europäisch“ bezichtigen lassen, was er natürlich nicht ist. Ob er mal an Hohmann denkt? 

So manch einer hofft jetzt darauf, daß die Wut in Bosbach hochsteigt und in der Gründung einer neuen Partei mündet. Vergessens Sie’s! Weder er noch die größeren Kaliber wie Friedrich Merz oder Roland Koch werden sich dafür hergeben. Und abgesehen davon, hätten die beiden letztgenannten nicht einmal gegen den Rettungsschirm gestimmt. 

Eine Kurskorrektur für unser Land ist immer noch möglich

Interessanter ist da schon, daß sich Teile der CSU gerade als CSU wiederentdecken und nicht mehr nur einen bayrischen Landesverband der völlig entkernten CDU abgeben wollen. Die Kandidatur Peter Gauweilers und daß ihm überhaupt Chancen gegen einen amtierenden Bundesminister Peter Ramsauer eingeräumt werden, ist dabei Ausdruck dessen und Katalysator zugleich. Ob Gauweiler auf seine alten Tage noch einmal die (parteipolitische) Karrierekurve kriegt? Es wäre ihm und uns zu wünschen.

Ebenso natürlich den alten Herren Thilo Sarrazin und Hans-Olaf Henkel. Nachdem der eine gerade seine Deutschlandtour zum Buch absolviert hat, macht sich nun Henkel auf und will sogar für eine neue Partei zur Verfügung stehen. Henkels Buch sei zu Pflichtlektüre empfohlen, sekundiert Sarrazin. Ein paar Anti-Pofallas, ein paar Protagonisten für eine geistig-moralische Wende gibt es also noch. Eine Kurskorrektur für unser Land ist immer noch möglich. Andererseits: In einem Land in dem nur noch alte Männer, die nichts mehr zu verlieren haben mit dem Volk in den Existenzfragen der Nation einig sind, ist etwas faul.

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