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Donovans Reisen

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Cato, Palmer, Exklusiv

In den Monaten Februar und März begannen sich vor siebzig Jahren die Konflikte zuzuspitzen, die im Jahr 1941 den bis dahin hauptsächlich deutsch-englischen Krieg auf eine neue Ebene heben sollten. Im Herbst 1940 hatten die deutschen Streitkräfte ihre Operationen praktisch eingestellt. Statt den britischen Positionen im Mittelmeer den Garaus zu machen, was man in London wirklich gefürchtet hatte, attackierte man die britischen Inseln wechselweise mit Bomben und Friedensangeboten, ohne den Kurs der Regierung Churchill irgendwie beeinflussen zu können.

Statt dessen hatte Churchill inzwischen einen wichtigen Gast empfangen, zu dessen Ehren er seinerseits eigens die deutsche Industriestadt Mannheim bombardieren ließ: William Donovan, den späteren Leiter des Office of Strategic Services und „Vater“ der CIA. Als illustre Gestalt aus der Welt der amerikanischen Geheimdienste genoß Donovan seit dem Ersten Weltkrieg einen besonderen Ruf als „Wild Bill“.

Im Frühjahr 1923 war er auch schon einmal wieder in Europa gewesen, um sich ein Bild der politischen Szene in Deutschland zu machen. Dabei hatte er unter anderem einen kommenden Mann namens Adolf Hitler getroffen, der sich als Exzentriker erwies, sich gesprächsweise mit keinem geringeren als Jesus Christus verglichen hatte und wie dieser die Geldwechsler aus dem Tempel jagen wollte.

Schlüsselstaat Jugoslawien

Nun reiste Donovan im Auftrag seines Präsidenten Roosevelt erneut durch Europa und den Nahen Osten, um sich ein Bild der britischen Stärke zu machen und um Verbündete zu werben. Hatte man in London im Herbst 1940 den Krieg im Mittelmeer noch gefürchtet, so sollte er jetzt nach einem Dreivierteljahr Konsolidierung dorthin getragen werden, vorzugsweise auf den Balkan. Dazu waren wenig britische Truppen nötig, man erwartete, daß sich die Staaten dort bitte selbst aufs Schlachtfeld gegen die Deutschen führen ließen.

Donovan klapperte sämtliche Balkanstaaten ab, traf aber überall auf wenig Kriegslust. Man wollte eigentlich in Ruhe gelassen werden, von den Deutschen, deren inzwischen zum Staatschef avancierter Exzentriker Donovans Reisen mitverfolgte und ihn öffentlich unfreundlich als mieses Subjekt bezeichnete, aber auch von den Sowjets wie von den Briten und Amerikanern.

Als Schlüsselstaat erwies sich letztlich Jugoslawien. Umworben von den Deutschen, die eine faktische Neutralitätsgarantie anboten, von den Sowjets, deren stellvertretender Außenminister der Belgrader Regierung schon einmal die Vernichtung der deutschen Streitkräfte in Rumänien durch die Rote Armee ankündigte, und ermahnt von Donovan, der an die Solidarität mit den Demokratien erinnerte und offenbar auch das eine oder andere Geldbündel in Belgrad ließ, bildete sich schließlich eine ausreichend starke anti-deutsche Fraktion.

Am 4. März 1941 war Donovan wieder in London bei Churchill und erstattete Bericht. Es sei alles vorbereitet, notierte dessen Sekretär: „Der Vorhang auf dem Balkan kann sich jederzeit heben.“ Am 27. März wurde die Belgrader Regierung weggeputscht, als sie schließlich doch mit Deutschland einen Vertrag unterzeichnet hatte. Einen Monat später verkündete Großbritanniens Botschafter in Washington stolz – und öffentlich –, daß es die britische Regierung gewesen sei, die Deutschland gegen seinen Willen in den Balkankrieg gezwungen habe.

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