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Zockerbude Amerika

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So langsam dürfte es auch dem letzten dämmern, warum globale Finanzkrisen häufig von den Vereinigten Staaten ausgehen: Im Land der unbegrenzten Möglichkeiten kann nahezu unbegrenzt gezockt, spekuliert und gewettet werden. Schaut man sich an, wogegen oder worauf gewettet werden kann, bleibt nur noch eine Steigerung denkbar, nämlich auf das eigene Todesdatum zu wetten.

Fahren diese Wetten und Spekulationen allerdings in großem Stil an die Wand, sprich: platzt eine Spekulationsblase, dann zieht das ein weltweites Scherbengericht nach sich. Sind die Kollateralschäden dann (mit öffentlichen Mitteln) beseitigt, geht’s halt von neuem los, getreu dem Motto „No business is like bet-business“.

Schweinehälften und Hollywoodfilme

Die neueste Errungenschaft in der Zockerbude Amerika soll Cantor Exchange (CX) heißen; eine Warenterminbörse, an der mit den Einspielergebnissen von Kinofilmen spekuliert werden kann. Sitz dieser Warenterminbörse wird Chicago sein. Über den Antrag der CX soll in den nächsten Tagen entschieden werden.

Typische Handelsgegenstände von Warenterminbörsen sind Getreide, Baumwolle oder Schweinehälften. Auch hier könnte CX also eine neue Ära einläuten, argumentiert doch die amerikanische Aufsichtsbehörde CFTC – so Ole Reißmann in einem Hintergrundartikel für Spiegel Online –, daß die Filmderivate, die sich an den Einspielergebnissen der Filme orientieren, auf einem Rohstoff basierten…

Weitere Niveauverflachung

Es gibt zwar schon eine Hollywood-Exchange-Internetbörse (HSX), an der auch heftig gewettet wird; bisher indes aber nur „virtuell“ und nicht „echt“. Der Präsident von CX, Richard Jaycobs, hofft nun, einen Gutteil der HSX-Zocker zur CX herüberziehen zu können,  um dann Kasse machen zu können. Die virtuellen Spekulanten sollen also „echte Anleger“ werden, die in Zukunft Dollars gewinnen oder eben verlieren.

Die Umsatzentwicklung Hollywoods scheint Jaycobs recht zu geben. 2009 spielte Hollywood zehn Prozent mehr Umsatz ein als im Jahr davor. Und 2010 spielte allein James Camerons Science-Fiction-Blockbuster „Avatar“ bereits 2,7 Mrd. Dollar ein.

Die profitorientierten Hollywood-Filmkonzerne schlagen indes Alarm. Der Grund liegt auf der Hand: Filme, die schon vor ihrem Kinostart an der Börse schlecht gehandelt werden, könnten die Filtheater-Betreiber dazu bewegen, diese Streifen erst gar nicht zu zeigen.

Und noch eine Entwicklung ist absehbar, die den künstlerischen Anspruch der Filme betrifft (sofern dies überhaupt noch ein Thema für Hollywood ist): Filme, die nicht unmittelbar den „Mainstream“-Geschmack bedienen, hätten nämlich – weltweit – überhaupt keine Chance mehr. Eine weitere Abwärtsbewegung des ohnehin schon dürftigen Niveaus vieler Hollywood-Streifen nach unten wäre die Folge.

Insiderhandel und Leerverkäufe

Überdies muß damit gerechnet werden, daß es aufgrund von gezielten Indiskretionen zu „Kursmanipulationen und Insiderhandel“ kommt. Doch damit nicht genug; es droht wieder ein Instrument zum Zug zu kommen, das seit Ausbruch der Finanzkrise heftig in der Kritik steht und in Deutschland mittlerweile verboten ist, nämlich Leerverkäufe.

Investoren leihen sich hier Wertpapiere, verkaufen sie und hoffen, sie vor dem Rückgabetermin billiger kaufen zu können. Derartige Instrumente könnten Filmen, die – aus welchen Gründen auch immer – nicht sonderlich gut notiert sind, noch weiter schaden.

Die letzte Hoffnung, die Kritikern dieser Warenterminbörse bleibt, sind die geplanten Verschärfungen für Finanzgeschäfte in Amerika, die wenig überraschend von den Hollywood-Konzernen unterstützt wird. Dagegen stehen nicht wenige Interessenten, die alles in Bewegung setzten wollen, damit die Filmderivate nicht verboten werden. Es würde an ein  Wunder grenzen, sollten sich die Wett-Verrückten diesmal nicht durchsetzen.

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