„Wutbürger“ ist das Wort des Jahres. Für dieses neue Schnellgericht zur Aburteilung konservativen Widerstands gibt es einen Koch, einen Rezeptschreiber und einen Zutatenhändler.
Der Koch
Gebraten hat den „Wutbürger“ die Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) mit ihrer neuen Geschäftsführerin Andrea-Eva Ewels. Es ist immer wieder erstaunlich, mit wie wenig geistigem Aufwand es die von uns Steuerzahlern finanzierte Gesellschaft alle Jahre wieder bis in die Tagesschau schafft.
Diesmal hat sie ein Wort an die Spitze gesetzt, das bislang ziemlich unbekannt war und Bürgerprotest verunglimpft. Bei der Auswahl scheint auch die Wut der GfdS auf Thilo Sarrazin eine Rolle gespielt zu haben.
Der Rezeptschreiber
Als Erfinder „Wutbürgers“ gilt der Redakteur Dirk Kurbjuweit, Ressortleiter beim Nachrichtenmagazin Der Spiegel. In seinem Essay „Der Wutbürger“ vom 11. Oktober dieses Jahres beschreibt Kurbjuweit den von ihm entdeckten Bürger folgendermaßen: „Der Wutbürger buht, schreit, haßt. Er ist konservativ, wohlhabend und nicht mehr jung. Früher war er staatstragend, jetzt ist er zutiefst empört über die Politiker. Er zeigt sich bei Veranstaltungen mit Thilo Sarrazin und bei Demonstrationen gegen das Bahnhofsprojekt Stuttgart 21.“
Somit sind alle Zutaten für den „Wutbürger“ beisammen, dessen Namensähnlichkeit mit der Wählervereinigung „Bürger in Wut“ sicher reiner Zufall ist.
Der Zutatenhändler
Kurbjuweit griff für das Rezept des „Wutbürgers“ auf die Zutaten eines Redakteurs der Süddeutschen Zeitung zurück. Der Journalist Peter Fahrenholz hatte nämlich eine Lesung Thilo Sarrazins im Münchner Literaturhaus kommentiert und geklagt: „Das gediegene Münchner Bürgertum hat sich schrecklich danebenbenommen.“
Einen „Hauch von Sportpalast“ witterte Fahrenholz gar. In Wirklichkeit hatte sich auf dieser Lesung der Bayerische Rundfunk am stärksten danebenbenommen. Der öffentlich-rechtliche Sender hatte nämlich Provokateure unters Volk gemischt, die sich als Rechtsradikale verkleidet hatten.
Das Stoffwechselendergebnis
Die Medien als Kellner haben den „Wutbürger“ jetzt zum Massengericht gemacht. Wie sehr der GfdS die Ächtung Sarrazins am Herzen liegt, zeigt die Wahl des Wortes „Sarrazin-Gen“ als Beilage auf dem dritten Platz.
Eine mögliche Wirkung dieser Fütterungsaktion hat die GfdS allerdings sicher nicht bedacht, denn, wer weiß, vielleicht wird aus der Beleidigung „Wutbürger“ durch die massenhafte Verbreitung jetzt ein Ehrentitel? Wenn sich die GfdS da nicht verwürzt hat! Wie sagte schon Helmut Kohl? „Entscheidend ist, was hinten rauskommt!“