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Schatten der Vergangenheit

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Schatten der Vergangenheit

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Offiziell war die DDR eine demokratische Republik. Offiziell lebte man die deutsch-sowjetische Freundschaft. Tatsächlich war man natürlich nur ein besetztes Land, welches seinen Tribut zu entrichten hatte. So auch im afghanisch-sowjetischen Krieg, einer Invasion „zur Befreiung der afghanischen Völker“, die schon damals aufklärerischem Wunschdenken erheblichen Widerstand entgegenbrachten.

Da sich die DDR-Führung aber nicht getraute, diesen Sachverhalt offen auszusprechen, da sie genau wußte, daß ihre Bürger eine Beteiligung an diesem unnützen Krieg ablehnten, setzte man allerlei Lügen in die Welt. Nein, man nehme nicht direkt an militärischen Operationen teil. Nein, man unterstütze nur das sozialistische Brudervolk. Vor allem mit ziviler Aufbauhilfe für das Land oder durch Ausbildung von Polizisten.

Heimliche Kriegsbeteiligung der DDR

Natürlich war das nur Propaganda. Die DDR war ein Lakaien-Staat, dessen Politiker überhaupt nicht in der Position waren, den Wünschen der Sowjetführung irgendetwas entgegenzusetzen, außer ihren eigenen, kleinen Wünschen nach ein wenig mehr Macht im Parteiapparat. Elite-Einheiten der Nationalen Volksarmee zahlten dafür den Preis, die in einem schmutzigen Krieg kämpften, ohne daß dies offiziell anerkannt wurde.

Und wenn dann die Särge heimkamen, so gab es keine militärischen Ehren, keine Totenwache, keine Grabesrede von Heldentum und Opfermut. Denn nirgendwo wäre das Offenbare mehr offenbar geworden als hier. Daß sie nicht für unsere Freiheit ihr Leben gaben, sondern daß sie Sklaven waren, die von anderen Sklaven in den Tod geschickt wurden. Still und heimlich wurden sie stattdessen verscharrt, und nur ihre Familien durften trauern.

Meine Großmutter erzählte mir von einem solchen Begräbnis. Lediglich der militärisch-kurze Haarschnitt der Männer und die nervöse Anspannung der versammelten Menschen, die wußten, daß sich unter ihnen Spitzel befinden, deuteten auf etwas Ungewöhnliches hin. Doch eines konnte die DDR-Führung nicht verhindern: jenes Lied, das am Grab intoniert wurde, jenes eine letzte Lied – als nötigen Respekt gegenüber dem guten Kameraden.

Soldatenhandel als moralischer Tiefpunkt des deutschen Adels

Es gilt für gewöhnlich als moralischer Tiefpunkt des deutschen Adels, daß einzelne Landesfürsten ihre Staatskasse dadurch aufbesserten, ganze Armeen für fremde Kolonialkriege verschachert zu haben. Doch wenigstens nannte man damals Leibeigene auch Leibeigene, und immerhin ließ sich Landgraf Friedrich II. von Hessen-Kassel durch Großbritannien vertraglich zusichern, seine Landeskinder im Krieg zu schonen, wie ebenso, im Todesfall für deren Hinterbliebene aufzukommen.

Als Napoleon Bonaparte Deutschland eroberte, sprach man in Frankreich zwar von „Befreiung“ und dem großen Glück, welches den Deutschen nun widerfahren sei. Doch ließ man keinen Zweifel daran aufkommen, wem die deutsche Verwaltung hörig zu sein hatte und daß es nicht im Recht der Deutschen liege, darüber zu befinden, ob man sich an weiteren Feldzügen Napoleons beteilige oder nicht. Man war Besatzer und nannte sich auch so.

Wir dagegen brauchen nur den Fernseher einzuschalten, um zu erfahren, daß wir im freiheitlichsten Staat der deutschen Geschichte leben. Nein, wir wurden nicht verraten, unsere Soldaten wurden nicht verkauft. Stattdessen dürfen sie in den entlegendsten Gegenden dieser Welt für Demokratie und Menschenrechte, Frieden, Fortschritt und andere schöne Dinge sterben. O welch ein Glück, heute ein Deutscher zu sein!

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