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Männersterben

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Als die Titanic sich nach vorne neigte, da habe es plötzlich nicht mehr geheißen „Votes für Women“, sondern „Boats for Women“. So lautete der zeitgenössische Verweis auf die fehlende Bereitschaft von Frauen, sich neben der Forderung nach Wahlrecht im Zweifelsfall den Schattenseiten einer wirklichen Emanzipation zu stellen, dem Verzicht auf Privilegierung und männlichen Schutz.

Er geriet ebenso hämisch wie zutreffend, doch den Lauf der Dinge hat er nicht verändert. Nachdem die frauenbesetzten Rettungsboote abgelegt hatten, gingen mit der Titanic mehr als zehnmal so viele Männer wie Frauen unter, und das gleichberechtigte Wahlrecht für Frauen gab es ein paar Jahre später dennoch.

Etwa hundert Emanzipationsjahre später führt eine Frau in der Bundesrepublik die Regierungsgeschäfte, und man liest viel von der steigenden Zahl der Frauen in der Bundeswehr. Die Forderung nach einer gleichen Dienstpflicht zur Förderung dieses Trends kam den sonst so wachsamen Gleichstellungsbeauftragtinnen dabei nicht über die Lippen. Immerhin: Die „Integration“ der freiwilligen Soldatinnen klappe gut, vermelden die deutschen Streitkräfte auf ihrer Netzseite.

Über den Gräbern die Wahrheit sagen

So konnte Außenminister Guido Westerwelle (FDP) jüngst im Interview in diesem Zusammenhang zu einem Schwall an kaum zu bremsenden Ausführungen ansetzen. Die Moderatorin hatte ihn gefragt, warum im Norden Afghanistans in Zukunft weiterhin allein die Amerikaner fürs „Sterben“ zuständig sein sollten. Sie meinte eigentlich vor allem das „Töten“, denn die Frage zielte auf den aktiven Kampfeinsatz der amerikanischen Armee, an dem sich die Bundeswehr auch weiterhin nicht oder kaum beteiligen will. Aber wer sagt so etwas gerne deutlich?

Der Innenpolitiker Westerwelle weiß, daß man keine weiteren lästigen Fragen gestellt bekommen kann, so lange man nur das Wort behält. Und so erkannte er die Chance, die gestellte Frage gründlich mißzuverstehen und damit das Interview unter Ausblendung des politisch heiklen Teils über die Zeit zu retten. Er redete und redete und redete von der angeblichen Mißachtung für deutsche „Soldatinnen und Soldaten“, die hinter dieser Frage stecke. Die deutsche Armee brächte schließlich Opfer. Viele deutsche „Soldatinnen und Soldaten“ seien gefallen.

An diesem letzten Punkt ist eine Anmerkung angebracht, zumal auch der hochgelobte Jungstar, Minister und jetzige Oberkommandierende Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) diese Phrase vor dem Bundestag gebraucht hat. Spätestens über dem Grab derjenigen, die man dort in den Krieg geschickt hat, sollte man die Wahrheit sagen, selbst als Politiker. Fürs Sterben im Einsatz in Afghanistan sind – bis zu diesem Tag – keine deutschen „Soldatinnen und Soldaten“ zuständig, sondern – Soldaten allein.

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