Manchmal ändern sich die Dinge unmerklich. Erst bei genauerem Hinschauen fällt dem Beobachter auf, daß sich etwas geändert hat. So ging es mir beim Kauf eines neuen Fahrrads. Alles mögliche Zubehör wurde feilgeboten. Die breite Palette an Fahrradschlössern hat mich nicht verwundert, schließlich kaufte ich ein neues Rad, weil mein altes geklaut wurde. Nein, der Händler wollte mir allen Ernstes einen Helm verkaufen.
Selbstverständlich habe ich darauf verzichtet. Fahrradhelme sind schließlich etwas für Erdkundelehrer, Müllsortierer und Bio-Joghurtesser. Aber die ersten Sonnenstrahlen bringen es an den Tag. Wie durch ein Wunder haben sie sich vermehrt. Immer mehr Fahrer tragen dieses unförmige Teil auf dem Kopf. Ich sehe es ja ein, wenn Rennfahrer oder Mountainbiker so etwas tragen. Aber ich im Stadtverkehr?
Ausdruck einer verängstigten Welt
Nein, ich will so bleiben, wie ich bin! Mein ganzes Leben fahre ich jetzt schon Rad. Und ich bin auch schon ein paar Mal gestürzt. Prellungen, Schürfwunden und einen verstauchten Daumen habe ich zwar jammernd – ich bin nämlich wehleidig –, aber mit Würde überstanden.
Und genau diese Würde lasse ich mir nicht durch einen Fahrradhelm nehmen. Aber warum tragen die Leute Sturzhelme? Offensichtlich sind die jetzt modern. Genauso wie Leggins, Crocs oder Batikhosen das einmal waren. Albernheit kennt eben keine Grenzen, wenn sich Menschen wie überdimensionierte Fliegenpilze kleiden. Selbst Rudolf Scharping sieht mit Fahrradhelm lächerlich aus!
Fahrradhelme sind Ausdruck einer verängstigten Welt. Glauben doch die Menschen, sie müßten sich gegen jedes noch so kleine Risiko schützen. Nachdem Banken kollabieren, Terrorismus allgegenwärtig ist und Guido Westerwelle die Leitlinien deutscher Außenpolitik bestimmt, scheinen sich die Menschen nach ein klein wenig Sicherheit zu sehnen, und wenn es nur auf dem Fahrradweg ist.