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Dresdner Zahlenspiele

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Die Opferzahlen des Zweiten Weltkriegs sind zum großen Teil falsch. Das ist an sich nichts neues. Die Zahlen wurden nach dem Krieg manchmal aus politischen Gründen festgesetzt, oft auch aus kriegsbedingtem Unwissen oder als Folge von populären und ungeprüften Überlieferungen.

Daß die UdSSR ihre Kriegstoten von den zuerst angebenen 11 bis 14 Millionen auf die lange Zeit tradierten 20 Millionen und die heute meistgenannten 27 Millionen erhöhte, dürfte ein Beispiel für Politik sein.

Solches zu korrigieren dauert lange und ist sowohl politisch wie sachlich schwer. In Polen etwa werden derzeit die Kriegsopfer namentlich erfaßt, zumindest versucht man es. Die Stiftung „Deutsch-Polnische Aussöhnung“ ist damit beschäftigt. Wie zu hören ist, wird die Opferzahl der ethnischen Polen wahrscheinlich von rund drei Millionen auf etwa eineinhalb Millionen zu korrigieren sein.

In diesem Zusammenhang sind auch die Ergebnisse der Historikerkommission über die Bombardierung Dresdens zu sehen. Hier vor Ort prallten populäre Überlieferungen von deutlich mehr als einhunderttausend Opfern stets mit den von Historikerseite angegebenen, meist etwa 35.000 Toten zusammen. Nun legt sich die Kommission auf höchstens 25.000 Tote fest und schließt sich damit dem Bericht des Höheren SS- und Polizeiführers (HSSPF) vom 15. März 1945 an.

Vermißtennachweiszentrale wird nicht erwähnt

Obwohl viel für die Richtigkeit der Angabe spricht, bleiben natürlich Fragen. So wird etwa die nach dem Angriff eingerichtete Dresdner Vermißtennachweiszentrale im Kommissionsbericht gar nicht erwähnt, deren Leiter zeitlebens beschwor, es seien bis zum 8. Mai 1945 schließlich über achtzigtausend Tote gezählt worden.

Was mit den 37.000 Vermißten ist, die selbst der HSSPF-Bericht aufzählt, wird im Kommissionsbericht nicht deutlich, und warum schließlich in einem eigenen Kapitel jedweder Tieffliegerangriff abgestritten wird, obwohl der HSSPF-Bericht ausdrücklich schildert, „bei allen Angriffen war Bordwaffenbeschuß festzustellen“, ist nicht wirklich nachzuvollziehen.

Besonders aufhorchen läßt eine Stelle anderer Art. Die Kommission hat 370.000 Todeserklärungen deutscher Zivilisten seit 1938 ermittelt und sieht darin „eine Zahl, die zivile Todesfälle im Kontext von NS-Verbrechen, Luftkrieg und Vertreibung“ für „den gesamten Zweiten Weltkrieg“ umfaßt.

Deshalb sollen höhere Totenzahlen für Dresden „absurd“ sein, wenn etwa die für Dresden gelegentlich genannte Zahl von 300.000 Toten „mehr als drei Viertel aller zivilen Todeserklärungen in Deutschland“ umfassen sollte. Hier geht es nicht mehr nur um Dresden, hier wird en passant die Gesamtzahl der deutschen Weltkriegstoten um eine siebenstellige Zahl zusammengestrichen. Die Debatte ist eröffnet.

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