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Das Hartz-IV-Experiment

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Das Hartz-IV-Experiment

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Weihnachts-Abo, Weihnachtsbaum, Zeitungen

Wie emotional Debatten über den Regelsatz der Grundsicherung geführt werden, ist bekannt. Manche – vor allem diejenigen, die aktuell von der Grundsicherung leben müssen – nehmen jede Kritik oder Anregung als persönliche Anfeindung. Zitat: „…wenn Sie schon nicht menschenverachtend und herzlos sein wollen, so sind Sie zumindest ein Ignorant, der glaubt, alles zu wissen. Ich mag Sie nicht!“ 

Die Betroffenen teilen der Welt mit, warum in ihrem Fall die Sache anders liegt und daß es in ihrem Fall ungerecht zugeht. Das ist ihr gutes Recht und mag auch so stimmen – aber daß diese Grundsicherung gerecht sein soll, war noch nie der Anspruch unserer Sozialgemeinschaft. Es geht nicht um Gerechtigkeit. Man möchte Bedürftigen Mittel zur Verfügung stellen, die für sie unbedingt erforderlich sind.

Keine differenziertere Regelung

Das kann man bedauern oder achselzuckend hinnehmen, sich dagegen auflehnen oder man kann sogar begrüßen, daß alle Menschen bei der Grundsicherung gleich behandelt werden. Auch ich bin der Meinung, daß es eine gerechtere, differenziertere Regelung geben könnte.

Doch wollen die im Bundestag vertretenen Parteien das? Nein, denn Rot-Grün hat Hartz IV beschlossen und Schwarz-Gelb führt es fort. Und auch die ach so soziale Linke möchte keine differenziertere Regelung, sondern Reichtum für alle und zwar sofort. Wer das bezahlt, ist der Linken egal – am besten bezahlen es aber die Banken und deren Manager.

Denjenigen, die über Sozialleistungen sprechen oder schreiben – damit sind auch manche Autoren der JUNGEN FREIHEIT gemeint – wird vorgeworfen, daß sie nicht darüber urteilen dürften, weil sie ja in irgendeiner Art abgesichert seien und Arbeit besäßen („Am gedeckten Tisch läßt sich trefflich über Armut reden“) oder weil sie sowieso keine Ahnung haben, wovon sie sprechen („Sie wissen Bescheid, Sie haben die Lage erfaßt, nicht wahr….?“, „Mir erscheint dieser wortreich bramarbasierende Text wie der naive und kaltherzige Aufsatz eines Pennälers mit großbürgerlichem Habitus“).

Zeigen, wie sehr man sich einschränken muß

Zwar muß man nicht Selbstmord begehen, wenn man über Suizid schreibt oder eine Meinung dazu hat. Genausowenig muß man ein Empfänger von Sozialleistungen sein, wenn man über das deutsche Sozialsystem diskutieren möchte. Trotzdem werde ich den Rat eines Lesers annehmen und versuche, im November mit 359,- Euro auszukommen („Wer die Hartz IV Empfänger so sehr um ihre Gratis-Zuwendungen beneidet, der kann doch mühelos auch in den ‚Genuß‘ dieser Rundumversorgung kommen. Einfach den Job kündigen, ein Jahr Arbeitslosengeld kassieren und danach beginnt das Hartz IV ‚Luxusleben‘.“).

Es wird zu prüfen sein, ob meine derzeitige Mietwohnung komplett bezahlt würde oder ob ich bei Bezug der Grundsicherung umziehen müßte. Statt eines Autos werde ich die Kosten für den Öffentlichen Nahverkehr berechnen. Mal sehen, ob ich mir die derzeitige Mobilität noch leisten kann. Zudem werde ich versuchen, die errechneten Pauschalen einzuhalten und eine Tätigkeit zu finden, in der ich 100,- Euro im Monat offiziell dazuverdienen kann.

Natürlich wird es Kritik geben, daß dieser Versuch menschenverachtend sei, denn ich kann aufhören, wann ich will und die Empfänger von Grundleistungen gerade eben nicht. Das Hartz-IV-Experiment wird zeigen, wie sehr man sich einschränken muß und ob sich dadurch meine Sichtweise ändern wird. Wer möchte, kann sich gerne daran beteiligen.

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