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Damnatio memoriae –

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Damnatio memoriae –

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– die „Verdammung des Andenkens“ – traf in der römischen Antike verurteilte Hochverräter, selbst gestürzte Kaiser, deren Regime der Senatsoligarchie besonders verhaßt gewesen war. Die Namen der Betroffenen wurden aus öffentlichen Inschriften herausgemeißelt, ihre Standbilder beseitigt. Der überlieferte Begriff abolitio nominis, Beseitigung des Namens, bezeichnet die Essenz des Verfahrens recht präzise.

Sowjet-Diktator Josef Stalin, der dem vergangenen Jahrhundert des Totalitarismus wie kaum ein anderer seinen Stempel aufgedrückt hat, ging wesentlich gründlicher zu Werke. Er ließ in Ungnade Gefallene nicht nur im Gulag, sondern auch von Photographien und Gemälden und aus den Geschichtsbüchern verschwinden.

George Orwell hat diesem Mechanismus in „1984“ ein zeitloses Denkmal gesetzt: Mißliebiges wird im „memory hole“ entsorgt; eine gigantische Behörde beschäftigt sich ausschließlich damit, laufend sämtliche Dokumente, von der alten Zeitungsausgabe bis zum Geschichtsbuch, umzuschreiben und von der gerade herrschenden Linie überholte Versionen im „Erinnerungsloch“ einzuäschern. „Wer die Macht über die Geschichte hat, hat auch Macht über Gegenwart und Zukunft.“

Linken Usurpatoren der Diskurshegemonie

So ein „Wahrheitsministerium“ hätten die linken Usurpatoren der Diskurshegemonie in dieser Republik wohl auch gerne. Bis es soweit ist, laufen sie sich schon mal bei jeder sich bietenden Gelegenheit warm und sorgen dafür, daß das Andenken an Persönlichkeiten, die in ihr radikal polarisierendes „antifaschistisches“ Feindbild passen, aus der Öffentlichkeit getilgt wird.

Die Methode ist simpel. Erst sucht man eine Straße, eine Schule, ein öffentliches Gebäude oder eine Institution, eine Kaserne oder eine militärische Gliederung, die (noch immer) nach einer nicht-linken Person benannt ist, die zur Zeit der Herrschaft  der Nationalsozialisten gelebt und irgendwie mit den Machthabern zu tun hatte (also alle außer Eremiten und Emigranten), oder die sich durch irgendeine isolierte Äußerung oder Handlung in eine Kontinuität mit den Unaussprechlichen zwingen läßt.

Dann wird Druck aufgebaut, um den Namen verschwinden zu lassen und durch einen beliebigen Namen aus dem sozialistisch-antifaschistischen Poesiealbum zu ersetzen. Jeden kann es treffen, überall. Die Dichterin Agnes Miegel, den Jagdflieger Werner Mölders, den Widerstandsmann Erich Hoepner, den evangelischen Landesbischof Hans Meiser.

Historische und staatsrechtliche Argumente

An diesem Donnerstag war mal wieder Paul von Hindenburg dran. Der Stuttgarter Gemeinderat entzog ihm mit 59 zu einer Stimme postum, nach 76 Jahren, die Ehrenbürgerwürde. Die einzige Gegenstimme kam vom Stadtrat der Republikaner Rolf Schlierer, der mit historischen und staatsrechtlichen Argumenten die fadenscheinige Begründung des Antrags – Hindenburg als Destabilisierer der Weimarer Demokratie und Wegbereiter Hitlers – demontierte.

Aber es ging natürlich nicht um geschichtliche Bewertungen. Es ist ein geistiger Bürgerkrieg, der hier tobt – freilich ein Bürgerkrieg mit nur einer kämpfenden Partei, die allein in Stuttgart in den letzten drei Jahren bedeutende Geländegewinne verzeichnen konnte:

Juni 2007: Umbenennung der Christian-Hiller-Schule für geistig Behinderte in Helene-Schoettle-Schule. Der anerkannte Sonderpädagoge Christian Hiller wird wegen angeblich kompromittierender Schriften zur „Rassenhygiene“ durch die Emigrantin und spätere SPD-Kommunalpolitikerin Helene Schoettle ersetzt.

Umbenennung der  Treitschkestraße

Mai 2008: Auf Antrag der Grünen wird nach mehreren Anläufen die Leutweinstraße in Obertürkheim zu „Am Weinberg“. Die von den Grünen ursprünglich intendierte Neubenennung nach dem südafrikanischen Friedensnobelpreisträger Albert Luthuli scheitert am Bezirksbeirat.

Januar 2009: Die Grünen beantragen, die 1999 erfolgte Benennung eines vorher namenlosen Weges in Heumaden nach Theodor Schöpfer rückgängig zu machen. Begründung: Schöpfer, der sich nach seiner „Entnazifizierung“ 1949 in jahrzehntelangem Ehrenamt um das dortige Vereinsleben verdient gemacht hatte, sei SA- und SS-Mitglied gewesen. Die Prozedur läuft noch.

Februar 2010: Auf jahrelanges Betreiben des Grünen-Bürgermeisters Klaus-Peter Murawski erhält die Treitschkestraße im Stadtteil Sillenbuch den Namen des jüdischen Emigranten und Anklagevertreters im Auschwitz-Prozeß Fritz Bauer. Begründung: Der bedeutende Historiker habe sich antisemitisch geäußert. Murawski hatte bereits als Grünen-Fraktionschef im Nürnberger Stadtrat die Umbenennung der dortigen Treitschkestraße erreicht.

Fleißige Junghistorikerin

Mai 2010: Die erst im Juni 2008 dem Gründer des Deutschen Jugendherbergswerks gewidmete Richard-Schirrmann-Staffel wird, wiederum unter Verantwortung des Grünen Murawski, nach dem letzten SPD-Reichstagspräsidenten und ersten Alterspräsidenten des Deutschen Bundestags Paul Löbe neu benannt. Grund: Eine derzeit über Schirrmann promovierende Junghistorikerin habe herausgefunden, daß dieser sich jahrelang – vergeblich – um eine Mitgliedschaft in der NSDAP bemüht habe.

Fortsetzung folgt. Die Federführung des geschichtspolitischen Säuberungsfeldzugs haben in Stuttgart inzwischen die durch den Protest gegen das Bahnprojekt „Stuttgart 21“ in Fraktionsstärke in den Gemeinderat eingezogenen Ökokommunisten der Fraktion „SÖS / Die Linke“ übernommen. Die bedankte sich beim CDU-Oberbürgermeister Wolfgang Schuster süffisant, daß dieser ihren Antrag auf Streichung der Ehrenbürgerschaft Hindenburgs prompt in eine Verwaltungsvorlage umgesetzt habe.

In der vom Republikaner-Stadtrat Rolf Schlierer ausgelösten Debatte griff der CDU-Redner artig die Argumentationslinie der Kommunisten und Grünen auf. Der Vertreter der Freien Wähler unterstützte den Antrag ebenfalls, argumentierte aber schizophrenerweise im Sinne Schlierers.

Auch das „Hindenburgbaus“ soll weichen

Schuster beschloß die Debatte mit dem eilfertigen Versprechen an die Adresse der Kommunisten, auch deren nächsten Wunsch nach Umbenennung des im Besitz der Landesbank befindlichen „Hindenburgbaus“ gegenüber dem Hauptbahnhof nach Kräften weiter vorantreiben zu wollen.

Fazit: In Fragen der Geschichtspolitik und der historischen Erinnerung gibt es kein „bürgerliches Lager“ mehr. Es gibt nur noch Linke und ihre willigen Vollstrecker. Willkommen in der „DDR“ 2.0.

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