Charlotte Roche hat am Montag Bundespräsident Christian Wulff angeboten, mit ihm zu schlafen, sollte er im Gegenzug seine Unterschrift für das Gesetz zur Verlängerung der AKW-Laufzeiten verweigern. Für das wohl provokanteste öffentliche Angebot, das ein Bundespräsident jemals erhielt, drohen der 32jährigen allerdings nun strafrechtliche Konsequenzen.
Ein Passauer Strafrechtler hat Anzeige gegen die Autorin und Moderatorin gestellt – wegen Bestechung. Roche habe einem Amtsträger, dem Bundespräsidenten, einen immateriellen Vorteil „in Gestalt der Gewährung des Geschlechtsverkehrs“ in Aussicht gestellt, wenn er seine bestimmte Diensthandlung nicht vornehme und damit seine Dienstpflicht verletze, so der Jurist.
Bloß nicht zuviel hineininterpretieren
Nun, unmoralisch mag das Angebot der Autorin von „Feuchtgebiete“ wirklich sein. Nicht unbedingt so sehr wegen des Sexes, oder weil eine Frau erstmals so offen die uralten weiblichen Waffen der Sexualität eingesetzt hat. Nein, unmoralisch ist das Angebot vielmehr wegen des Bestechungsversuches, denn ernsthaft betrachtet stellt Charlotte Roche damit den demokratischen Rechtsstaat öffentlich in Frage.
Aber wollen wir bei der Sache bleiben und nicht zuviel in die Angelegenheit hineininterpretieren: Diese Frau hat sicherlich mit ihrer Offerte nur eine launige Provokation mit Unterhaltungswert beabsichtigt – und dazu eine ziemlich geschickte PR-Kampagne losgetreten. Deshalb wäre es lächerlich, das Angebot bitter ernst zu nehmen.
Neue aufreizende Facette im öden Anti-Atom-Protest
Außerdem hat sie mit ihrer Aktion wenigstens eine neue aufreizende Facette in den sonst so öden Anti-Atom-Protest gebracht. Eine, die die größte politische Kraft der Bewegung – die Grünen – nie hätte liefern können. Denn obwohl Wulff niemals das Beischlafangebot annehmen wird, seinem männlichen Ego hat es zumindest nicht geschadet. Schließlich ist Charlotte Roche nicht gerade häßlich.
Dasselbe könnte man jedoch nicht behaupten, würden die Grünen es auf die gleiche Tour versuchen: Schließlich kann man weder Claudia Roth, Renate Künast, Bärbel Höhn oder Monika Lazar als eine ernstzunehmende Versuchung bezeichnen. Nicht einmal für Christian Wulff.