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Marc Jongen, ESN Fraktion
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Totschlagfloskeln

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Seltsame Ergebnisse hat eine Studie des Sozialwissenschaftlichen Instituts der Bundeswehr (!) hervorgebracht. Demnach hegen sagenhafte 13 Prozent der Bundeswehr-Studenten „rechtes Gedankengut“.

Nur: Was soll das überhaupt sein? Glaubt man den Kurzmeldungen über die Studie, dann geht rechtes mit verfassungsfeindlichem Gedankengut einher. Die Studie selbst ist bislang unveröffentlicht. 

Die wenigen bekannt gewordenen Details haben es allerdings ganz und gar nicht in sich. Demnach sei es „rechts“, wenn ein Offizier die Meinung vertrete, „eine starke Führungselite sollte den Weg Deutschlands“ bestimmen. Ob der Soldat dabei von einer Militärjunta träumt, oder einfach nur von einer starken Bundeskanzlerin, bleibt völlig offen.

Und wie verfassungsfeindlich ist einer, der die „nationale Identität Deutschlands durch die vielen Ausländer bedroht“ sieht? Erstens mag dies eine nüchterne Erkenntnis sein, zweitens fehlt der Verfassungsbezug. Vielleicht muß man die Studie aber ganz lesen, um sich ein Urteil zu bilden. 

Jeder Soldat hat seinen Eid geleistet

Äußerst verwunderlich mutet jedoch eines an: Die Autoren der Studie empfinden es als „Anlaß zur Nachdenklichkeit“, wenn die Hälfte der studierenden Soldaten Zweifel an der Ausgestaltung des parlamentarischen Systems hat. Wohlgemerkt: an der Ausgestaltung! Sollte man da nicht eher über die Ausgestalter des parlamentarischen Systems nachdenken, als über die jungen Offiziere und Offizieranwärter? Jeder Soldat hat seinen Eid geleistet: 

„Ich schwöre, der Bundesrepublik Deutschland treu zu dienen und das Recht und die Freiheit des deutschen Volkes tapfer zu verteidigen, so wahr mir Gott helfe.“ 

Damit erklärt sich jeder Soldat in letzter Konsequenz bereit, sein Leben gemäß Parlamentsentscheid einzusetzen. Und dann soll es verpönt sein, wenn die akademisch ausgebildeten Soldaten ihre Erkenntnis nutzen, um einen Zweifel an der Ausgestaltung zu entwickeln?

Militärische Führung hat kritische und gebildete Offiziere erzogen

Gibt es wirklich Anlaß zur Nachdenklichkeit, wenn die studierenden Soldaten die Konstrukte „Innere Führung“ und „Staatsbürger in Uniform“ tatsächlich ernst nehmen und kritisch bleiben? 

Was würde denn eine andere Zahl über die Reflektionsfähigkeit der Offiziere und Offizieranwärter aussagen? Der militärischen Führung ist es mittlerweile tatsächlich gelungen, den kritischen, gebildeten Offizier zu erziehen. Und dann wird er mit der Totschlagfloskel „rechtes Gedankengut“ abgestempelt? 

Das ist – mit Verlaub – ziemlich dämlich.

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