Am vergangenen Sonntag wurde im Petersdom zum ersten Mal seit dem Jahr 1969 wieder eine offizielle heilige Messe im alten Ritus gelesen; Zelebrant war der amerikanische Erzbischof Raymond Burke. Ein Ereignis, das man noch vor wenigen Jahren für undenkbar gehalten hätte! Doch auch hier gilt: Benedikt macht’s möglich.
Gegen viele innerkirchliche Widerstände hat Papst Benedikt XVI. im Juli 2007 jedem Priester gestattet, diese traditionelle Meßform, die übrigens nie verboten war, wieder ohne besondere Erlaubnis zu feiern.
Wer mit der Theologie Joseph Ratzingers ein wenig vertraut ist, weiß schon lange um seine Kritik an der Liturgiereform von 1968, die im Gegensatz zu früheren Reformen nicht aus der Frömmigkeit des gläubigen Gottesvolkes langsam gewachsen ist, sondern in einem geschichtlich einmaligen Akt am Schreibtisch entworfen und den Gemeinden dann von oben verordnet wurde.
Wertschätzung des überlieferten Erbes
Natürlich unterliegt auch die Liturgie einem steten Wandel; dieser aber muß unter Wertschätzung des überlieferten Erbes und in Kontinuität zu diesem erfolgen. Der Theologe Ratzinger forderte daher schon seit langem eine „Reform der Reform“, welche die Anliegen des Zweiten Vatikanischen Konzils aufgreifen, aber unüberlegte Änderungen und eindeutige Mißbräuche korrigieren müsse.
Die Wiederzulassung der „alten Messe“ ist ein wichtiger Schritt hierzu. Der Papst wünscht sich, daß sich beide Riten gegenseitig befruchten. Tatsächlich ist seit 2007 viel geschehen. In Deutschland hat sich seither die Zahl der Messen im alten Ritus nahezu verdoppelt.
Mit seinem großzügigen Akt verband der Papst die Bitte an die Bischöfe, über dieses Experiment der Tradition nach drei Jahren Bericht zu erstatten. In Italien wurde in dieser Woche im Hinblick auf das sich nähernde entscheidende Datum im Jahr 2010 das Ergebnis einer Meinungsumfrage veröffentlicht. Demnach begrüßen 71 Prozent der Katholiken die liturgische Bereicherung.
Gelungenes Experiment
Sogar 21 Prozent erklärten, sie würden diese Meßfeier besuchen, wenn sie in ihrer eigenen Pfarrei angeboten würde. Überraschender Weise sagten sogar einige Nicht-Kirchgänger, sie gingen zur heiligen Messe, wenn diese im alten Ritus gefeiert würde. Dies mag ein Beleg dafür sein, daß diese Form, die doch stärker als die erneuerte Messe den übernatürlichen Charakter herausstellt, auch eher eine Gottesbegegnung ermöglicht.
Das Experiment der Tradition scheint auf weiter Ebene gelungen. Nicht nur im katholischen Milieu, sondern sogar in den großen Tageszeitungen und Magazinen wird über den katholischen Meßritus diskutiert. Sowohl die liturgische Sprache als auch die Zelebrationsrichtung und die Art und Weise des Kommunionempfangs sind plötzlich wieder Gegenstand offizieller Debatten. Danke, Papst Benedikt!