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Marc Jongen, ESN Fraktion

Google als Kolonialherr

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Unwort, Umfrage, Alternativ

Mit der Firma Google und ihrem stetig wachsenden Informationsmonopol verbindet sich eine Art alltägliche Kolonialherrschaft. Dies ist den meisten Nutzern keineswegs bewußt. Sie nehmen das US-amerikanische Angebot regelmäßig an, weil es der leichte Weg ist. Bilder, Landkarten und Informationen aller Art sind per Google scheinbar schnell und umfassend verfügbar. Dabei geht häufig ein kleines Stück eigene Freiheit und Identität auf subtile Weise verloren.

Auf Google-Map findet man beispielsweise keine Möglichkeit, sich Stettin und andere Orte statt als „Szczecin” mit ihren deutschen Namen anzeigen zu lassen. So werden Traditionen stillschweigend abgebrochen. Im einzelnen scheint das nicht besonders wichtig zu sein, doch stärkt man die Definitionsmacht von Google mit der Nutzung dieser und ähnlicher Angebote immer weiter, bis irgendein Sachbearbeiter dort die Möglichkeit hat, durch Festlegung bestimmter Google-Dienste jede Existenz praktisch aus der Welt zu entfernen oder in sie hineinzusetzen.

Die Bundesjustizministerin ist aufgewacht

Jeder Nutzer kann zugleich wissen, daß es faktisch kein globales Internet gibt. Die Suchmaschinen aller Art zeigen nur einen äußerst begrenzten Teil des Netzangebotes an, vorzugsweise aus der geographischen Nähe. Im Zeichen von scheinbarer Globalisierung wird Herrschaft ausgeübt – amerikanische Herrschaft.

Nun ist sogar die Bundesjustizministerin aufgewacht und hat eine Solidaritätsadresse an die Unterzeichner des Heidelberger Appells  abgegeben. Über 1.700 deutsche Buchautoren und Verleger haben die Politik darin zum Protest und zum Handeln aufgerufen. Es trägt sich nämlich ein US-Provinzgericht derzeit auf Google-Antrag mit der Entscheidung, die Buchautoren weltweit teilweise zu enteignen. Google erfaßt ihre Bücher elektronisch und stellt sie ins Netz. Dagegen wehren können soll sich niemand.

Wer sich meldet, kann von Google 60 (in Worten: sechzig) Dollar als Entgelt für die Rechte an seinem Buch erhalten. Der Wille zur Macht kennt in dieser Firma prinzipiell keine Grenzen. Absolute Zensur durch Monopolisierung der Information (unter dem Zeichen von scheinbar absoluter Informationsfreiheit natürlich) kann die langfristige Folge sein. Insofern sollte man sich nach möglichen Alternativen umsehen. Der eigentliche Skandal besteht jedoch in zwei Sachverhalten: Der Anmaßung eines US-Gerichts, weltweit Recht zu setzen und der Schlafmützigkeit der deutschen Politik.

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Marc Jongen, ESN Fraktion
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