Im französischen Kino ist gerade ein Film über das Leben von „Soeur Sourire“ angelaufen. Unter diesem Pseudonym („die lächelnde Ordensschwester“) wurde die belgische Nonne Jeanine Deckers bekannt. Es war 1963 eine kleine Sensation, als sie mit ihrem selbstgeschriebenen Chanson „Dominique“ über ihren Ordensgründer Dominikus die Charts eroberte. In Deutschland brachte sie es bis auf Platz Nummer 7, in den USA sogar auf die Spitzenposition.
Ihr weiteres Leben war weniger glorreich und verdeutlicht sehr gut die Krise der katholischen Kirche nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil. 1967 trat sie wegen des päpstlichen Pillenverbots aus dem Kloster aus und versucht sich weiterhin als Sängerin (unter anderem mit dem Titel „Glory be to God for the golden pill“), konnte aber nie wieder an ihren Erfolg von 1966 anknüpfen.
In der Regenbogenpresse tauchte ihr Name immer wieder auf, vor allem in Zusammenhang mit Tantiemenstreitigkeiten und Steuernachforderungen für ihren Erfolgstitel. Eine von ihr geführte Schule für autistische Kinder, musste daher aus finanziellen Gründen wieder geschlossen werden.
Tablettensucht und lesbische Neigung
Ebenso machte Jeanine Deckers Schlagzeilen, indem sie sich öffentlich zu ihrer Tablettensucht und zu ihrer lesbischen Neigung bekannte. 1980 floppte dann auch noch ein Remake von „Dominique“. Am 30. März 1985 nahm sie sich gemeinsam mit ihrer Lebensgefährtin Annie Pecher das Leben.
Das Leben der „lächelnden Ordensfrau“ zeigt, wie in den sechziger und siebziger Jahren nicht nur Laien sondern auch Priester und Ordensleute zunächst ihren moralischen Halt verloren haben, Glaube dann durch soziales Engagement ersetzten und schließlich komplett verzweifelten.
Als Kommentar zur postkonziliaren Kirchenkrise kann auch der Kinofilm (eine französisch-belgische Koproduktion) sehr nützlich sein. Wann er in Deutschland anläuft (sicherlich nur in kleinen Spartenkinos), habe ich allerdings noch nicht in Erfahrung bringen können.