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Der neue Weißmann: Das geistige Vakuum füllen

Der neue Weißmann: Das geistige Vakuum füllen

Der neue Weißmann: Das geistige Vakuum füllen

Karlheinz Weißmanns neues Buch „Rechts oder Links – Von der Notwendigkeit politischer Unterscheidung“ füllt das geistige Vakuum.
Karlheinz Weißmanns neues Buch „Rechts oder Links – Von der Notwendigkeit politischer Unterscheidung“ füllt das geistige Vakuum.
Der neue Weißmann
 

Das geistige Vakuum füllen

Seit den Neunzigern meidet die „FAZ“ jede echte Auseinandersetzung mit rechten Ideen. Das hat Folgen – nicht nur für sie selbst. In seinem neuen Buch zieht Weißmann Bilanz. Ein Kommentar von Dieter Stein.
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Im Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen amüsierte sich am Sonntag Mark Siemons („Es fehlt die intellektuelle Brandmauer“) über das Desinteresse der Unionsparteien an Ideen und Weltanschauungen. Es herrsche dort sogar ein „Mißtrauen gegenüber Ideen“, das auf „Traditionen innerhalb des Konservatismus“ zurückgehe. So fände sich im 2024 verabschiedeten neuen Grundsatzprogramm der CDU „kein einziger eigenständiger oder zusammenhängender Gedanke“, klagt Siemons an.

Karlheinz Weißmanns neues Buch „Rechts oder Links – Von der Notwendigkeit politischer Unterscheidung“ jetzt im JF-Buchdienst bestellen.
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Doch welchen Beitrag leistet eigentlich die FAZ als – einst bürgerlich-konservatives – Leitorgan der Republik, um das „intellektuelle Vakuum“ zu füllen, das ihr Redakteur der CDU attestiert? Mit Ideen wohlgemerkt nicht von links, sondern (o Schreck!) von rechts? Keinen. Wer sich bewußt macht, daß Parteien nicht eigentliche Schöpfer von Ideen und Weltanschauungen, sondern Agenturen eines Milieus sind, das sie trägt, der muß das die Union tragende „bürgerliche“ Umfeld in den Blick nehmen.

„FAZ“ ermöglichte das „Vakuum“

In seinem jetzt in der JF-Edition erschienenen Werk „Rechts oder Links – Von der Notwendigkeit politischer Unterscheidung“ erinnert Karlheinz Weißmann eingangs an eine bemerkenswerte Episode in bezug auf die FAZ. Nach der Wiedervereinigung hatte deren Feuilleton unter Ägide des Mitherausgebers Frank Schirrmacher eine Debattenreihe unter dem Motto „What’s left?“ (Was ist links?) angestoßen. Die Beiträge erschienen 1992/93.

Nachdem Weißmann in einem Zeitschriftenbeitrag die naheliegende Frage aufgeworfen hatte, warum es denn noch keine Reihe „What’s right?“ (Was ist rechts?) gäbe, war er von Schirrmacher eingeladen worden, just dazu beizutragen. Der im Frühjahr 1994 gestartete Versuch einer intellektuellen Positionsbestimmung dessen, was aktuell „rechts“ oder konservativ ist, brach jedoch schon innerhalb kurzer Zeit zusammen und steht stellvertretend für die Unfähigkeit bürgerlicher Medien, sich im politischen Streit zu behaupten. Schirrmacher sah sich nämlich nicht in der Lage, dem Vorwurf linker Zeitungen standzuhalten, einer „geistigen Machtergreifung“ (Die Woche) von rechts die Türen zu öffnen.

Wer schweigt, verliert den Diskurs

Dieser Versuch wurde weder von der FAZ noch von anderen etablierten bürgerlichen Blättern wiederholt. Es erklärt, weshalb sich ein konservatives Meinungslager schon lange in neuen, „alternativen“ Medien formiert – und warum übrigens auch die Union parlamentarisch nicht mehr alternativlos ist.

Es gab schon immer intellektuelle Substanz, ein Vakuum bis tief in die Mitte zu füllen. Daß es eine natürliche Vorherrschaft der Linken gibt, ist ein speziell deutscher Trugschluß. Es ist eine schlichte Machtfrage.

Aus der JF-Ausgabe 25/25.

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